Ein vier Jahre altes Mädchen in reduziertem Allgemeinzustand kam mit Fieber und Husten in die Notaufnahme. Der Impfschutz war vollständig. Drei Wochen zuvor hatte sie eine Atemwegsinfektion mit Fieber und Husten bei negativem COVID-19-Test gehabt. Aktuell lag die Herzfrequenz bei 136 Schlägen pro Minute, die Atemfrequenz bei 32 Atemzügen pro Minute und die Sauerstoffsättigung betrug 92 % bei Raumluft. Die Auskultation der Lunge ergab aufgehobene Atemgeräusche auf der rechten und verminderte Atemgeräusche auf der linken Seite. Die Laboruntersuchung zeigte eine Leukozytose mit 88 % Neutrophilen. Die Röntgenaufnahme des Brustkorbs dokumentierte eine eindrucksvolle Eintrübung des rechten Hemithorax mit apikalem Luft-Flüssigkeits-Spiegel, was auf einen Hydropneumothorax hinwies (Abb. 1a). Die Computertomografie des Brustkorbs zeigte einen Kollaps der rechten Lunge aufgrund eines massiven Ergusses und eine Verlagerung des Mediastinums nach links (Abb. 1b). Das linke Lungenparenchym erschien normal, ohne Abszesse oder Zysten.

Abb. 1
figure 1

Cabler SS et al. N Engl J Med 2021;385:548

: Brustkorb eines vierjährigen Mädchens. a) Hydropneumothorax in der Röntgenaufnahme; b) Kollaps der rechten Lunge und Verlagerung des Mediastinums nach links in der Computertomografie

Es wurde eine Thoraxdrainage angelegt, dabei wurde ein Liter trübe Flüssigkeit abgelassen. In den Kulturen ließ sich Streptococcus pneumoniae nachweisen. Die Patientin erhielt eine 14-tägige Behandlung mit Ceftriaxon. Bei einer Nachuntersuchung nach drei Monaten war das Mädchen gesund und die Röntgenaufnahme des Thorax unauffällig.

Cabler SS, Rosen DA. Pneumococcal empyema. N Engl J Med 2021;385:548

Kommentar

Pneumokokkeninfektionen gehören global zu den häufigsten, prinzipiell impfpräventablen Todesursachen. Sie betreffen vor allem Kleinkinder aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Immunsystems und ältere Personen ab etwa der sechsten Lebensdekade wegen der beginnenden Immunseneszenz.

Unterschieden werden invasive Pneumokokkeninfektionen mit Nachweis aus normalerweise sterilen Körperarealen, wie Blut, Liquor, Pleurapunktat, Aszites, und nicht invasive Infektionen mit alleinigem Nachweis aus respiratorischem Material.

Präventiv stehen sowohl Polysaccharid- als auch Konjugatimpfstoffe zur Verfügung, die jedoch nur die häufigsten Serotypen beinhalten. Konjugatvakzine können Gedächtniszellen induzieren und eine verbesserte Wirksamkeit - etwa bei Immunsuppression - aufweisen. Obgleich sie stetig weiterentwickelt werden, kann es zu einem Serotypen-Replacement kommen, also zu Pneumokokkeninfektionen durch Serotypen, die nicht in den neuen Konjugatimpfstoffen inkludiert sind.