Durch die Verbreitung von Mobiltelefonen mit integrierter Kamera können Epilepsien besser erkannt werden. Aktuelle Studien belegen die Wertigkeit von Handyvideos in der Diagnosestellung und beschreiben, welche Kriterien beim Aufnehmen und welche rechtlichen Aspekte zu beachten sind.

Die Analyse eines epileptischen Anfalls anhand eines Handyvideos zu Diagnosezwecken ist so gut wie die Kombination aus Anamnese und körperlicher Untersuchung. Eine Diagnosestellung anhand Anamnese, neurologischer Untersuchung und Handyvideo konnte sogar in 95 % der Fälle zur korrekten Diagnose führen [1]. Allerdings ist nicht alles technisch Mögliche auch ohne Weiteres legal umsetzbar. Juristisch sind vor allem das Recht am eigenen Bild und die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) relevant. Auch Angebote der Big-Data-Konzerne wie Facebook (WhatsApp) oder Google (YouTube) sollten möglichst nicht genutzt werden.

Praktikabel könnte das direkte Hochladen des Videos vom Smartphone des Patienten auf eine gesicherte Webplattform sein, auf die Ärzte zugreifen können. Derzeit gibt es zumindest eine telemedizinische Plattform, die den Patient-zu-Arzt- und Arzt-zu-Arzt-Transfer DSGVO-konform ermöglicht [2]. Der Technologieanbieter vCreate Ltd. hat das Cloud-basierte System vCreate Neuro (www.vcreate.tv/neuro) durch das schottische National Health Service entwickelt. Aktuell wird vCreate Neuro auf andere Länder ausgedehnt, ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz derzeit aber noch nicht verfügbar. Erste Auswertungen von 450 pädiatrischen Patienten haben eine Einsparung von etwa 400.000 Britischen Pfund durch die Reduktion von ambulanten Visiten, stationären Aufenthalten, EEG oder MRT ergeben.

1. Tatum WO et al. Video quality using outpatient smartphone videos in epilepsy: results from the OsmartViE study. Eur J Neurol 2021;28:1453-62

2. Rammé S et al. Handyvideos als diagnostisches Instrument anfallsartig auftretender Ereignisse. Z Epileptol 2021;34:284-8

Kommentar

Angehörige und Betroffene sollten dazu motiviert werden, Handyvideos von bislang unklaren Ereignissen aufzunehmen. Tipps zur optimierten Aufzeichnung von Anfällen (Box 1) liefert das Faltblatt "Anfälle mit Handy-Videos dokumentieren." Dieses kann unter www.gmedbkw.de oder www.epilepsie-vereinigung.de kostenlos heruntergeladen werden.