Einer erfolgreichen Transition von Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vom jugendlichen ins Erwachsenenalter stellen sich auf drei Ebenen Schwierigkeiten entgegen:

  1. 1.

    Mangelnde Anerkennung von ADHS als Erkrankung auch von Erwachsenen seitens Ärzteschaft und Gesellschaft

  2. 2.

    Mangelnde Vergütung ärztlicher Leistungen bei erwachsenen ADHS-Patienten

  3. 3.

    Mangelnde individuelle Reife und fehlende Erfahrung der Patienten, während und nach der Transition verantwortlich mit der Krankheit umzugehen.

Diese Kategorisierung der Herausforderungen während der Transition durch Dr. Günther Endrass, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN) Rheinland-Pfalz und niedergelassener Neurologe in Grünstadt, wurde von den Teilnehmern eines von Medice veranstalteten Workshops aufgegriffen und untermauert.

Trotz der erheblichen Lebenszeitprävalenz der ADHS von 4-5 % fehle es vielen Allgemeinärzten und Psychiatern an der Akzeptanz der Erkrankung als eine oftmals über die Jugendzeit hinaus andauernde Störung. Entsprechend katastrophal stelle sich die medikamentöse Versorgung der Patienten während der Transition dar (Abb. 1). So werde mit 21 Jahren nur noch ein Drittel der bereits im Jugendalter behandelten Patienten unter der Diagnose ADHS geführt. Lediglich ein Zehntel der Patienten erhalte eine eigentlich indizierte entsprechende Medikation.

Abb. 1
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: Diagnose und medikamentöse Behandlung von ADHS-Patienten nach Lebensalter (mod. n. [Bachmann CJ et al. Dtsch Arztebl Int 2017;114(9):141-8])

Tatsächlich geht die mangelhafte Akzeptanz der ADHS im Erwachsenenalter zusätzlich oft mit Entwicklungsrückständen bei den Patienten einher, die einen reibungslosen Übergang in die Therapie beim Psychiater erschweren. Einer kontinuierlichen Versorgung stünden somit, so Endrass, ein natürliches, aber oft mit Störungen des Sozialverhaltens kombiniertes Autonomiestreben sowie eine Überforderung durch die ungewohnte Eigenverantwortung im Weg.

Der Psychiater verwies auch auf die kürzlich publizierte S3-Leitlinie zur ADHS, die endlich auch außerhalb der Kinder- und Jugendpsychiater zur Kenntnis genommen werden müsse.

Praxis-Workshop "ADHS im Dialog", Hamburg, 12.9.2020; Veranstalter: MEDICE Arzneimittel Pütter