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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Ein 4 Wochen alter Junge wurde in die Notaufnahme gebracht, weil seine Augen seit 2 Tagen Sekret entleerten und nun zusätzlich unter dem linken Auge eine Rötung und Schwellung aufgetreten sei. Die perinatale Anamnese war unkompliziert und er trinke gut an der Brust. Die körperliche Untersuchung zeigte eine Temperatur von 38,2 °C, eine eitrige Drainage aus beiden Augen und eine 1 cm große erythematöse, fluktuierende Struktur unterhalb des medialen linken Augenwinkels (Abb. 1). Die Leukozytenzahl betrug 14.000 pro Kubikmillimeter (Referenzbereich 7.500–15.500).

Abb. 1
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Säugling mit eitriger Drainage aus beiden Augen sowie einer Schwellung unter dem linken Auge

© N Engl J Med 2018; 379:474

Es wurde die Diagnose einer akuten Dacryocystitis (Infektion des Tränensacks) gestellt, die typischerweise Folge einer kongenitalen Obstruktion des Tränennasengangs ist. In seltenen Fällen kann eine akute Dacryocystitis zu einer (peri)orbitalen Phlegmone, einem Abszess oder einer Meningitis fortschreiten.

Auf die intravenöse Gabe von Antibiotika hin verschwanden Fieber und die Augensekretion bereits nach dem ersten Behandlungstag. In der Kultur einer Probe aus der Drainageflüssigkeit konnte Methicillin-empfindlicher Staphylococcus aureus isoliert werden. Kulturen von Urin, Blut und Zerebrospinalflüssigkeit waren negativ. Schließlich wurde der Junge mit einer 5-tägigen Therapie mit Cephalexin- und Bacitracin-Augensalbe entlassen. Zusätzlich wurde die lokale Anwendung von warmen Kompressen und Tränenkanalmassagen empfohlen. Das Erythem verschwand daraufhin innerhalb von einer Woche. 2 Wochen nach der Entlassung führte ein pädiatrischer Augenarzt eine Sondierung des Nasen-Tränen-Kanals durch, um eine wiederkehrende Infektion zu verhindern. Die verbleibende Schwellung bildete sich komplett zurück.