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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Über einen Zeitraum von fünf Monaten wurden in der neuropädiatrischen Ambulanz der Leipziger Universitätskinderklinik 175 Eltern-Befragungen zum ärztlichen Erstgespräch bei diagnostizierter Entwicklungsverzögerung ihrer Kinder ausgewertet. 65 % bewerteten das Gespräch als „sehr gut“ oder „gut“. 11 % wünschten sich allerdings mehr Empathie und 7 % weniger „Fachtermini“. 38 % hatten weitere unbeantwortete Fragen, meist zur Prognose. Interessanterweise folgte als weiteres Medium nach dem Erstgespräch unmittelbar auf den behandelnden Arzt mit 86 % bereits das Internet mit 76 % (Abb.).

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Informationsquellen, die Eltern (n = 175) benutzen, um sich mit der Krankheit ihres Kindes vertraut zu machen (Mehrfachnennung möglich)

© nach Hotopp LC et al. Klin Padiatr 2018;230:44–9

Kommentar

Die Qualität des ärztlichen Erstgesprächs nach Diagnosestellung einer chronischen Erkrankung — wie etwa einer Entwicklungsverzögerung — ist eminent wichtig für den weiteren Krankheitsverlauf und das Krankheitsverständnis. Es bedarf einer Gratwanderung zwischen wohldosierter Medizininformation und perspektivischer Verlaufsvision. Nach einem Erstgespräch sollte früh ein persönliches Zweitgespräch oder die Möglichkeit zur raschen Nachfrage ermöglicht werden — mit welchem Medium auch immer. Idealerweise natürlich mit dem erstbehandelnden Arzt, sofern ein gutes Vertrauensverhältnis besteht.

Es überrascht wenig, dass Angehörige frühzeitig das Internet konsultieren. Wir müssen uns dieser Tatsache bewusst sein und bereits im Erstgespräch darauf hinweisen, dass die Angebote im Netz unüberschaubar sind und ihre Qualität oft ungeprüft ist, und dass insbesondere Patientenforen für Betroffene zwar eine kommunikativ-interaktive Plattform darstellen, sie aber auch zahlreiche verborgene und offensichtliche Gefahren in sich bergen.