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Fachliche Betreuung: Dr. Christina Lampe, Zentrum Seltene Erkrankungen, Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

Beschreibung: Morbus Fabry ist eine fortschreitende, multisystemische Erkrankung, die zu den lysosomalen Speicherkrankheiten gehört.

Prävalenz: Extrem variable Angaben in der Literatur von 1 : 80.000 bis hin zu 1 : 3.000.

Genetik/Erbgang: Mutationen im GLA-Gen (Xq21.3-q22). Trotz x-chromosomalem Erbgang sind auch Mädchen und Frauen betroffen. Stammbaumanalysen der Familienmitglieder eines Betroffenen sind unabdingbar!

Pathophysiologie: Das GLA-Gen kodiert für das lysosomale Enzym α-Galactosidase A, das für den Abbau des Sphingolipids Globotriaosylceramid (GL-3 oder Gb3) verantwortlich ist. Bei den Patienten sammelt sich Gb3 in den Körperzellen an.

Klinik: Krankheitsbeginn, -schwere und -fortschreiten sowie Symptomausprägung (Abb. 1) verlaufen extrem variabel. Typisch sind im 2.—3. Lebensjahr beginnende brennende Schmerzen an Händen und Füßen (Akroparästhesien), die insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder Temperaturwechsel auftreten, sowie Hypohidrose, Kälte- oder Wärmeintoleranz und eine Cornea verticillata. Ab dem 5. Lebensjahr kommt häufig eine Leistungsminderung hinzu. Ab einem Alter von 12 Jahren treten klassischerweise Angio keratome der Haut sowie abdominelle Beschwerden mit Diarrhöen auf. Ein Schlaganfall im jungen Erwachsenenalter, eine kardiale Sym ptomatik wie eine linksventrikuläre Hypertrophie, eine Kardiomyopathie oder Herzrhythmusstörungen/ Reizleitungsstörungen und Herzklappendysfunktionen sowie eine Mikroalbuminurie/Proteinurie mit konsekutiver Niereninsuffizienz sollten immer auch an einen Morbus Fabry denken lassen. Weitere Symptome sind unter anderem Schwindel, Tinnitus, Gelenkschmerzen, Depressionen und White Matter Lesions im Schädel-MRT. Durch diese Krankheitskomplikationen ist die Lebenserwartung eingeschränkt.

Abb. 1
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Die Infektionshäufigkeit eines Kindes hängt vom Alter sowie von sozialen Faktoren wie der Zahl und dem Alter von Geschwistern und dem Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung ab.

Diagnose: Bei Männern kann die Dia gnose durch Nachweis von α-Galac-tosidase-A-Mangel (in der Regel in Leukozyten) gestellt werden. Auch Trockenbluttests sind erhältlich. Bei Frauen ist eine Diagnosestellung mittels Enzym aktivitätsbestimmung oft aufgrund der hohen Enzymrestaktivität im Blut nicht möglich, sodass eine DNA-Analyse erforderlich ist. Eine Pränataldiagnostik ist durch Bestimmung der Enzymaktivität oder besser durch DNA-Analyse in Chorionzotten oder kultivierten Amnionzellen möglich.

Therapie: Es stehen zwei Enzymersatztherapien zur Verfügung: Agalsidase alfa (Replagal®) und Agalsidase beta (Fabrazyme®). Hier wird das fehlende Enzym alle 2 Wochen intravenös zugeführt. Auch eine Stabilisierung des Enzyms ist bei bestimmten Genmutationen möglich: Migalastat (Galafold®) ist eine orale Therapie, die alle 2 Tage eingenommen wird.

Prognose: Ohne Therapie nimmt die Schädigung der lebenswichtigen Organsysteme im Verlauf der Krankheit bis hin zum möglichen Organversagen zu. Die häufigsten Todesursachen sind Nierenversagen, Kardiomyopathie und zerebrovaskuläre Ereignisse.

Wie bei allen lysosomalen Speichererkrankungen können auch beim Morbus Fabry durch einen frühzeitigen Therapiestart irreversible Schäden weitgehend verhindert werden. Zudem sind regelmäßige Verlaufskontrollen und symptomatische Therapien von entscheidender Bedeutung.