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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Die Autoren eines systematischen Reviews aus der Erwachsenenintensivmedizin analysierten neun qualitativ hochwertige Studien, davon fünf randomisierte kontrollierte Arbeiten. Es fand sich ein eindrucksvolles Ergebnis: Ohrstöpsel führten zu einer signifikanten Senkung der Delirrate. Ein Einfluss auf die Mortalitätsrate fand sich leider nicht. Nur 13 % der Patienten tolerierten die Ohrstöpsel nicht. Erfreulicherweise konnte keine Gefährdung der Patientensicherheit beobachtet werden.

Kommentar

Der Empfehlung, Ohrstöpsel zum nächtlichen Standard auf Intensivstationen zu machen, kann auch aus pädiatrischer Sicht zugestimmt werden. So können die Schlafqualität von Patienten und damit die Häufigkeit und Schwere deliranter Zustände reduziert werden. Alle Modifikationen zur effektiven „Ohrabdeckung“ sind hier natürlich denkbar. Bekanntermaßen führen bei gesunden Menschen regelmäßige Schlafunterbrechungen zu kognitiven Störungen. Eltern von kleinen Kindern ist dieser Sachverhalt wohlvertraut. Ein Delir bei Intensivpatienten ist mit einer prolongierten Beatmungs-, Intensivaufenthalts- und Krankenhausaufenthaltsdauer, schlechtem kognitivem Outcome und erhöhter Mortalität vergesellschaftet.

Was ist noch zur Delirreduktion belegt? Aus Erkenntnissen zur entwicklungsfördernden Pflege in der Neonatologie ist bekannt, dass Bemühungen zur Lärmreduktion an erster Stelle stehen. Konkret gehören hierzu: Alarmlautstärke von Monitoren, Inkubatoren, Perfusoren und Infusomaten, Beatmungsgeräten, Telefonen, Handys (Alternative: Vibrationsalarm) auf niedrige Stufe einstellen, unbenutzte Geräte konsequent ausschalten, Gesprächspegel senken — insbesondere bei Visiten mit großer Mannschaft, Abdunkeln der Inkubatoren mit Decken, Alarmignoranz vermeiden und für andere im Team mitdenken beziehungsweise vorbildlich handeln. Als Hilfe für diesen Lernprozess kann auch der Einsatz einer „Lärmampel“ (Abb.) dienlich sein. Oberstes Gebot sollte somit sein: Vor Lärm, der erst gar nicht entsteht, muss man den Patienten auch nicht schützen.

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Eine Lärmampel erkennt laute Teamgespräche bei der Visite und störende Monitoralarme.

© T. Hoppen