Quaddeln, Juckreiz und Angioödeme (Abb. 4) sind die Hauptsymptome einer Urtikaria. Die Urtikaria (Abb. 5) gilt als chronisch, wenn die Symptome kontinuierlich oder intermittierend mehr als sechs Wochen andauern. Häufigste Form ist die chronische spontane Urtikaria, das heißt die Quaddeln treten ohne erkennbaren Grund auf. Auslöser einer induzierbaren chronischen Urtikaria ist bei Kindern häufig Kälte, berichtete Dr. Adriane Peveling-Oberhag, Universitäts-Hautklink Mainz. Ein kausaler Zusammenhang zwischen chronischer Urtikaria und dem atopischen Formenkreis besteht nicht.

Abb. 4
figure 1

Angioödem

© (2) Universitätshautklinik Mainz

Abb. 5
figure 2

Urtikaria

© (2) Universitätshautklinik Mainz

Die differenzialdiagnostische Abklärung erleichtert ein standardisiertes Diagnoseschema [Maurer M et al. Allergo J 2013;22(5):324–9]: Kommen bei rezidivierender Quaddelbildung Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Knochen- oder Gelenkschmerzen hinzu, sollte an eine autoinflammatorische Erkrankung wie CAPS (Cryopyrin-assoziiertes Fiebersyndrom) gedacht werden. Weist das Kind keine weiteren klinischen Krankheitszeichen auf und bestehen die einzelnen Quaddeln länger als 24 Stunden, kann dies auf eine Urtikariavaskulitis hinweisen, die jedoch bei Kindern selten ist. Konnten diese beiden Krankheitsbilder ausgeschlossen werden, ist von einer chronischen Urtikaria auszugehen und zu prüfen, ob eine spontane oder induzierbare Form vorliegt. Bei vermuteten induzierbaren Formen bringt eine Provokationstestung Sicherheit. Treten rezidivierend Angioödeme — ohne Quaddeln — auf, sollte differenzialdiagnostisch ein hereditäres Angioödem abgeklärt werden.

Die Studienlage zur Therapie der chronischen Urtikaria im Kindesalter sei schwach, so Peveling-Oberhag. Die Empfehlungen für das Erwachsenenalter finden auch bei Kindern Anwendung. Therapie der Wahl sind H1-Antihistaminika der 2. Generation, sedierende Antihistaminika sollten vermieden werden. Mit unterschiedlichen Altersbeschränkungen für Kinder zugelassen sind Desloratadin, Cetirizin, Loratadin, Levocetrizin und Rupatadin. Bei mehr als der Hälfte der eigenen Patienten im Kindesalter sei die Symptomkontrolle unter Antihistaminika in Einfachdosis jedoch nicht zufriedenstellend, berichtete die Dermatologin. Persistieren die Symptome, kann bis zur vierfachen Dosis gesteigert werden. Dies wird von den Kindern in der Regel gut vertragen. Wichtig ist jedoch eine Aufklärung, dass diese Aufdosierung außerhalb der Zulassung erfolgt. Bei fehlendem Ansprechen auf Antihistaminika kommt bei der chronischen spontanen Urtikaria Omalizumab in Frage, das ab einem Alter von 12 Jahren zugelassen ist. Sicherheitsdaten für dieses Medikament liegen im Bereich der Asthmatherapie bereits für Kinder ab 6 Jahren vor. Ein „Wundermittel“ sei Omalizumab zwar nicht, eigenen Erfahrungen zufolge ist es jedoch effektiv und gut verträglich und sollte Kindern mit therapieresistenter chronischer spontaner Urtikaria angeboten werden, sagte Peveling-Oberhag.