Schweizer Dermatologen berichten über sieben Patienten, bei denen eine Dermatophyteninfektion mit Trichophyton interdigitale nachgewiesen wurde. Alle hatten in Südostasien Urlaub gemacht und sich dabei offenbar angesteckt — vier der Männer bei Prostituierten, Frauen bei anderen Touristen. Die Symptome waren bei allen ähnlich: Die Patienten zeigten meist erythematöse schuppende Läsionen im Bereich des Mons pubis, die Frauen auch zusätzlich an den Labia majora, die Männer um den Penisschaft und zum Teil am Skrotum. Bei einigen der Patienten waren auch andere Körperregionen betroffen, alle hatten jedoch berichtet, dass die Infektion im Genitalbereich begonnen hatte.

Die Infektion kann sehr schwer und schmerzhaft verlaufen (Abb.). Drei der Patienten benötigten eine zusätzliche Antibiose, fünf auch eine Behandlung mit Analgetika. Die Patienten hatten sich mit zoophilen T.-interdigitale-Stämmen infiziert, welche bei Menschen einen fulminanten Verlauf verursachen. Ein weiterer Grund für die ausgeprägten Läsionen: Die vier Patienten mit den schlimmsten Beschwerden hatten sich vor der Infektion regelmäßig den Genitalbereich rasiert. Da eine solche Rasur die epidermale Barriere schädigt, gehen die Dermatologen davon aus, dass dies den Eintritt der Erreger erleichtert hat. Als weiteren Faktor sehen sie die tropischen Temperaturen in Südostasien: Das feuchte Klima scheint den Pilzen zu gefallen.

Abb.
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Ulzerationen nach zwei Tagen antimykotischer Behandlung

© Sex Transm Infect 2015; 91: 493–6

Fazit:

Sexuell übertragene Dermatophytosen sind in der Literatur bislang kaum beschrieben worden. Die Häufigkeit der Tinea genitalis bei Tropenurlaubern deute aber darauf, dass dieser Übertragungsweg bislang unterschätzt wurde, so die Autoren. Möglicherweise werde die Infektion zunächst auch häufig als bakterielle Follikulitis, Ekzem oder Psoriasis fehlgedeutet. Eine gute Diagnose und schnelle antimykotische Therapie seien jedoch notwendig, um den fulminanten Verlauf zu bremsen und eine Vernarbung zu verhindern.