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In der Rubrik „Literatur Kompakt“ werden wichtige Arbeiten aus der internationalen Fachliteratur referiert.

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Konsequente Hautpflege von Geburt an senkt das Risiko für eine atopische Dermatitis.

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Ein US-amerikanisch-britisch und ein japanisch geführtes Dermatologenteam haben untersucht, ob frühzeitige Präventionsmaßnahmen einer atopischen Dermatitis (AD) vorbeugen können. Die US-Amerikaner und Briten unter der Leitung von Eric Simpson, Portland/Oregon, nahmen hierfür 124 Neugeborene in ihre Studie auf [1]. Alle waren hoch gefährdet, eine AD zu entwickeln. Die Eltern in der Interventionsgruppe wurden angewiesen, ihre Kinder so früh wie möglich nach der Geburt mindestens einmal täglich am ganzen Körper, die Kopfhaut ausgenommen, mit Feuchtigkeit spendenden, die Hautbarriere stärkenden Pflegeprodukten zu versorgen — nach Wahl auf Öl-, Creme-, Gel- oder Salbenbasis. In der Kontrollgruppe gab es lediglich Anweisungen zur leitliniengerechten Hautpflege. Sechs Monate später lag die kumulative Inzidenz von AD in der Kontrollgruppe bei 43 % und in der Interventionsgruppe bei 22 %. Das entsprach einer Reduktion des relativen Risikos um 50 % (p = 0,017).

Die japanischen Hautärzte um Kenta Horimukai, Tokio, bezogen 118 AD-gefährdete Neugeborene in ihre Studie ein [2]. Alle Kinder erhielten bei Bedarf Vaseline verordnet. Die Haut der Kinder in der Interventionsgruppe wurde zudem 32 Wochen lang täglich mit einer Feuchtigkeitsemulsion behandelt. Nach Ablauf der 32 Wochen war bei 47 % der Kinder in der Kontroll- und bei 32 % der Kinder in der Interventionsgruppe eine AD diagnostiziert worden. Die kontinuierliche Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit reduzierte das AD-Risiko demnach um 32 % (p = 0,012). Ein Einfluss auf die allergische Sensibilisierung war unter der Emulsionsbehandlung nicht festzustellen. Kinder mit AD wiesen freilich generell häufiger eine solche Sensibilisierung auf, das Quotenverhältnis fiel 2,86-fach höher aus (Odds Ratio: 2,86).

Im Lichte früherer Präventionsversuche seien die Ergebnisse positiv zu werten — so das einhellige Resümee der beiden Wissenschaftlerteams. Sie beziehen sich dabei z. B. auf Ansätze, bestimmte Nahrungs- oder Aeroallergene zu meiden. Diese Methoden hätten eher zu enttäuschenden Ergebnissen geführt.

Fazit: Die hier vorgestellten Studien weisen der Prävention der AD einen gangbaren, sicheren und offenbar zielführenden Weg. Gefährdete Kinder müssten dafür von Geburt an täglich konsequent mit topischen Pflegemitteln behandelt werden, welche die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und die Hautbarriere stärken. Zu berücksichtigen sind die bis dato kurzen Nachbeobachtungszeiten (6 und 8 Monate). Denkbar wäre etwa, dass die Feuchtigkeitsspende lediglich schwach antientzündlich wirkt und milde Verlaufsformen der AD dadurch maskiert werden. Länger dauernde Studien mit mehr Probanden sollten hier Klarheit schaffen. Ebenso zu bedenken ist der Umstand, dass je nach Studie trotz der Intervention jedes fünfte bis dritte Kind an AD erkrankt ist.