Auch wenn ein „starkes Schmerzmittel“ eingefordert wird, sollten Sie bei akuten Rückenschmerzen nicht zu Opioiden greifen, so der Schmerztherapeut Dr. Christian Sturm, Hannover. Viel sinnvoller sind - neben Physio- und Eigentherapie - Myorelaxanzien oder ein NSAR, gegebenenfalls in Kombination mit niedrig dosiertem Paracetamol.

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Bei Rückenschmerzen möglichst auf Opioide verzichten!

Konservative Behandlungsmaßnahmen beim akuten Rückenschmerz, vor allem Physio- und Trainingstherapie, scheitern sehr oft daran, dass die Schmerzen als zu stark empfunden werden und die Betroffenen es vorziehen, sich zu schonen. In dieser Situation wird laut Dr. Christian Sturm, Hannover, von ärztlicher Seite nicht selten zu Opioidanalgetika gegriffen - ungeachtet der Tatsache, dass es für diese Indikation bislang kaum Evidenz zur Wirksamkeit gibt.

„Opioide nicht besser als Placebo!“

Eine placebokontrollierte randomisierte Studie [1], im letzten Jahr im Fachblatt „Lancet“ publiziert, kam zu einem überraschend eindeutigen Ergebnis. Das Fazit laut Sturm, der die Studie beim Ortho Trauma Update referierte: „Opioide waren nicht von Vorteil gegenüber Placebo!“

An der dreifach verblindeten Studie hatten insgesamt 347 Erwachsene mit mittleren bis starken Rücken- und/oder Nackenschmerzen teilgenommen, bei denen die Beschwerden seit maximal zwölf Wochen bestanden. 174 wurden der Opioidgruppe (Oxycodon, bis zu 20 mg/Tag oral), 173 der Placebogruppe zugelost. Der Schmerzwert auf der 10-Punkte-Skala des Brief Pain Inventory lag in beiden Gruppen zu Beginn bei median 5,8 (höhere Punktwerte stehen für stärkere Schmerzen). Nach sechs Wochen war er in der Opioidgruppe auf 2,8 gefallen, in der Placebogruppe „lustigerweise“ (Zitat Sturm) sogar auf 2,3. Der Unterschied war klinisch nicht relevant. Wie Sturm betonte, hatten beide Gruppen auch eine leitliniengerechte Standardversorgung erhalten, unter anderem die Empfehlung, Bettruhe zu vermeiden und körperlich aktiv zu sein.

Myorelaxanzien oder NSAR (plus Paracetamol)

Was man Betroffenen mit akuten Kreuz- und Rückenschmerzen evidenzbasiert empfehlen kann, hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) bereits 2022 in einem Praxisleitfaden zusammengefasst [2]. Insbesondere dann, wenn eine myofasziale Ursache vermutet wird, sind Sturm zufolge Myorelaxanzien und NSAR sinnvoll, wobei sich die Wirkung des NSAR durch Kombination mit (niedrig dosiertem) Paracetamol verstärken lässt. Untermauert wird dies durch eine aktuelle systematische Übersicht [3], in die 18 randomisierte Studien mit rund 3.500 Patienten und Patientinnen eingeschlossen waren. Wie Sturm betonte, könne es allerdings „rund eine Woche dauern, bis die Substanzen richtig gut wirken“.