Bei einer ihr Leben lang immer sehr aktiven, lebensfrohen, aber leider im Alter schwer herzinsuffizienten 96-jährigen Patientin war es zu einer erneuten schweren kardialen Dekompensation gekommen. Als sie mich zu sich nach Hause rief, bestand bereits eine Anasarka, die Dame war zyanotisch und hatte eine erhebliche Atemnot.

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Wegen ihres fortgeschrittenen Alters lehnte sie in Absprache mit ihren Kindern - darunter ein Allgemeinarzt - eine stationäre Einweisung ab, sodass ich ihr strenge Bettruhe verordnete, ihre Medikamente anpasste und eine intravenöse Therapie mit Furosemid begann. Bei nur schleppender Besserung und fortbestehender Dyspnoe entschloss ich mich dann rasch zum zusätzlichen Einsatz von Morphingaben subkutan, die ich teilweise an die Angehörigen delegierte. Diese rechneten mit dem baldigen Ableben der Mutter.

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© BB_Stock / stock.adobe.com (KI-generiertes Symbolbild)

Die Sonne geht wieder auf.

Als ich nach einer mehrtägigen Pause wieder zu einem Besuch vorbeischaute, staunte ich nicht schlecht, die Dame bester Dinge im Bett sitzend vorzufinden. Die konsequente Bettruhe hatte ihr offensichtlich sehr gutgetan. Unterstützt durch die Medikament konnte sie insgesamt 13 kg ausschwemmen. Nachdem ich sie abgehört und meiner Freude über das gute Ergebnis Ausdruck verliehen hatte, teilte sie mir augenzwinkernd mit: „Wissen Sie, Herr Doktor - no id hudla, wenn´s ans Sterben geht.“ Recht hat sie: Nur keine Eile.