Bei einem 19-jährigen Mann bestand bereits seit drei Jahren ein Raynaud-Syndrom. Seit einem Jahr litt er zusätzlich unter Müdigkeit, Hautausschlag im Gesicht und an den Händen sowie Schmerzen in den Fingergelenken. Bei der körperlichen Untersuchung zeigten sich erythematöse Plaques sowohl an den Metacarpophalangeal- als auch an den Interphalangealgelenken, ohne begleitende Synovitis. Die Ergebnisse der Kraftprüfung waren normal.

Besonderes Augenmerk richtete sich auf die geröteten Nagelfalzregionen: Die Nagelhäutchen waren deutlich geschwollen und aufgeraut sowie mit roten Sprenkeln umgeben (Abb. A). Man entschied sich für eine Nagelfalzkapillaroskopie, um die Mikrozirkulation genauer zu beobachten. Diese Untersuchung kann auch in der Hausarztpraxis durchgeführt werden, etwa mit einem handgehaltenen Ophthalmoskop oder einem Dermatoskop. In diesem Fall kam eine Videokapillaroskopie zu Einsatz, die natürlich bessere Ergebnisse liefert.

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Hypertrophe, schuppige Nagelhäutchen mit roten Sprenkeln (a), abnorm große Nagelfalzkapillaren (b).

Es zeigten sich riesige, verzweigt und büschelartig anmutende Nagelfalzkapillaren mit einem apikalen Durchmesser von > 50 μm (Abb. B). Normalerweise sollten die Gefäßchen maximal 15 µm dick und in einem ordentlichen Muster angeordnet sein (Abb. C).

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© N Engl J Med. 2023;389:262

Zum Vergleich: Normalbefund.

Angesichts dieser Befunde ging man von einer rheumatischen Grunderkrankung aus. Nach einer serologischen Untersuchung und einer Hautbiopsie wurde die Diagnose einer amyopathischen Dermatomyositis gestellt. Alle Symptome des heranwachsenden Patienten besserten sich nach Einleitung einer immunsuppressiven Therapie.

Quelle: Makol A, Karn A. Nailfold Capillaroscopy in Rheumatic Disease. N Engl J Med. 2023;389:262