Stoßen Ärztinnen und Ärzte im Ultraschall auf eine tiefe Venenthrombose im linken Bein, kann sich mitunter ein Kontrast-CT oder -MRT lohnen. Denn manchmal ist die Ursache ein Vena(V.)-iliaca-Kompressionssyndrom. Eine solche, auch als May-Thurner-Syndrom bezeichnete Erkrankung beschreiben Ärzte der Uniklinik Straßburg in einer Kasuistik.

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Venenthrombose im linken Bein: Ist ein Vena-iliaca-Kompressionssyndrom die Ursache?

Eine 42-Jährige mit einem das komplette linke Bein umfassenden Ödem stellte sich in der Notaufnahme vor. Ihren Angaben zufolge war die Schwellung in den 24 Stunden zuvor rasch vorangeschritten.

Die Laborbefunde ergaben eine Hyperleukozytose (15,4 G/l) sowie erhöhte Werte von C-reaktivem Protein (134 mg/l). Die Ärzte veranlassten eine Dopplersonografie und erkannten eine Thrombose in der V. femoralis communis, die sich auf die V. femoralis profunda und die V. poplitea erstreckte. Um das gesamte Ausmaß zu erfassen, ließ das Team eine Kontrast-CT-Untersuchung vornehmen und stieß dabei auf eine komplette Thrombose des iliofemoralen Venennetzwerks, zudem auf eine Kompression der linken V. iliaca communis durch die rechte Arteria iliaca communis. Die Diagnose lautete daher V.-iliaca-Kompressionssyndrom (Iliac Vein Compression Syndrome, IVCS).

Beim IVCS drückt die überkreuzende Arteria iliaca communis die V. iliaca communis gegen die Lendenwirbelsäule, was den Blutfluss erschwert, Turbulenzen erzeugt und damit Thrombosen begünstigt sowie zu einer chronisch venösen Insuffizienz führt. Diese manifestiert sich häufig in Form von Schmerzen, Ödemen, Teleangiektasien, venösen Ulzera oder eben tiefen Thrombosen der Beinvenen. Da sich die beiden Gefäße nur im linken Bein auf diese Weise überkreuzen, kann das ICVS nur linksseitig auftreten.

Das Syndrom betrifft v. a. Frauen zwischen 20 und 50 Jahren; die Prävalenz ist weitgehend unklar, da ein IVCS oft nicht erkannt wird. Als Pathomechanismus wird die Pulsation der Arteria iliaca communis angenommen, welche einen Druck auf die V. iliaca communis erzeugt. Dies könnte zu einer Endothelschädigung und zu einer Fibrose führen.

Zur Akutbehandlung empfehlen die Ärzte unfraktioniertes Heparin, eventuell kombiniert mit einer medikamentösen und mechanischen Thrombolyse.

Quelle: Ledain A et al. Eur J Intern Med. 2023; doi: 10.1016/j.ejim.2023.03.005