Werden die beiden bisher aufeinanderfolgenden Impfungen gegen SARS-CoV-2 und seinen Varianten ausreichen, um die Patienten auch künftig zu schützen? Werden Hausärztinnen und Hausärzte ihren Patienten noch weitere Boosterimpfungen verabreichen müssen? Dieser Frage geht aktuell eine Studie der Charité nach, die in Kooperation mit einer Berliner Hausarztpraxis durchgeführt wird.

Inzwischen sind in Deutschland weit über 60% der Gesamtbevölkerung mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft [s. Abb. 1], mehr als die Hälfte hat bereits einen vollständigen Impfschutz [1].

Abb. 1
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© Impfdashboard des Robert-Koch-Instituts

So viele Menschen in Deutschland wurden bisher ein- bzw. zwei Mal gegen COVID-19 geimpft

Begonnen wurde mit den Impfungen Ende Dezember 2020 in stationären Pflegeeinrichtungen, wo Seniorinnen und Senioren von mobilen Impfteams mRNA-Vakzine erhielten. In den Folgemonaten stieg die Impfquote aber nur langsam. Die Bevölkerung erhielt zwar altersabhängig Einladungen zu kostenlosen Impfungen in beeindruckend organisierten Impfzentren - doch die Angebote wurden nicht so gut wahrgenommen, wie erwartet und es mangelte auch immer wieder an der benötigten Menge von Vektor- als auch mRNA-Vakzinen. Erst als auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ab März 2021 Corona-Schutzimpfungen durchführten und später auch genügend Impfstoffe verfügbar waren, konnte die Impfquote deutlich gesteigert werden.

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© candy1812, Stock Adobe

Rund die Hälfte der deutschen Gesamtbevölkerung hat inzwischen einen vollständigen Corona-Impfschutz.

Aber wie geht weiter? Wie lange schützt die Impfung? Wird bald eine dritte Impfung notwendig sein?

An der Berliner Charité werden seit Anfang Januar 70- bis 97-jährige Seniorinnen und Senioren vor sowie nach der ersten und zweiten Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech regelmäßig untersucht und dabei u. a. ihr Antikörperstatus erfasst [2].

Die ermittelte Immunreaktion wurde nun mit der von Beschäftigten der Universitätsklinik (Durchschnittsalter 34 Jahre) verglichen. Während von den Jüngeren nach der Erstimpfung etwa 87% Antikörper gegen SARS-CoV-2 gebildet hatten, war das nur bei 31% der Senioren der Fall. Allerdings besserte sich die Immunreaktion der Älteren nach der Zweitimpfung deutlich: Bei 91% der Senioren fanden sich SARS-CoV-2-spezifische Antikörper im Blut. In der jüngeren Vergleichsgruppe ließen sich Antikörper bei 99% der Geimpften nachweisen.

Die Studie zeigt, dass bei älteren Menschen die Immunantwort nach der Impfung langsamer ist als bei jüngeren und die Schutzwirkung der Impfung etwas geringer ist. Aber sie sind, wie sich in einer anderen Studie zum Infektausbruch in einem Seniorenheim zeigte, in den ersten Monaten nach der Impfung so weit geschützt, dass sie bei einer Infektion nicht schwer erkranken.

Ob, wie die Hersteller der mRNA-Impfstoffe BioNTech/Pfizer und Moderna angeben, 6-12 Monate nach der zweiten eine dritte Impfung erforderlich sein wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt wegen noch nicht ausreichend vorliegender Daten nicht sicher gesagt werden. Die dazu erforderlichen Ergebnisse der Berliner Studie werden noch im Laufe dieses Sommers erwartet.

Allerdings zeigt sich bereits jetzt, dass bei einem Teil der Senioren der Antikörpertiter 6 Monate nach Erstimpfung abgefallen ist. Auch in Israel weisen erste Forschungsergebnisse auf einen mit der Zeit nachlassenden Impfschutz hin, so dass dort zumindest Immungeschwächte schon jetzt eine dritte Impfung erhalten können [3].

Von der Deutschen Stiftung für Patientenschutz wird deshalb gefordert, dass nun zeitnah von politischer Seite entschieden werden muss, wann in Pflegeheimen mit den Boosterimpfungen begonnen werden sollte. Die verschiedenen Bundesländer bereiten sich schon jetzt darauf vor und diskutieren, ob diese dritten Impfungen wieder durch mobile Impfteams oder durch Hausärzte durchgeführt werden. Diesbezüglich ist noch keine abschließende Entscheidung gefallen.

Sicher ist aber wohl, dass die meisten unserer multimorbiden, immungeschwächten und alten Menschen 6 Monate nach ihrer Zweitimpfung eine dritte Impfung gegen COVID 19 brauchen.

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Dr. med. Irmgard Landgraf

Fachärztin für Innere Medizin/Hausärztin

Lehrärztin der Charité für das Fach Allgemeinmedizin

Stellvertretende Sprecherin der AG Hausärztliche Internisten der DGIM