_ Nutzt oder schadet Komplementärmedizin bei Tumorpatienten? Diese Frage wurde in einer großen US-Studie untersucht, in die Daten von fast zwei Millionen Krebspatienten eingingen. Die Patienten litten an nicht-metastasierten Karzinomen der Brust, der Lunge, der Prostata oder des Kolons. 258 Patienten unterzogen sich neben der etablierten onkologischen Therapie auch einer komplementärmedizinischen Behandlung.

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Mehr Therapieverweigerer

„Patienten mit einer komplementärmedizinischen Behandlung verweigerten deutlich häufiger die etablierte Therapie“, berichtete Prof. Wolfgang Fischbach, Aschaffenburg. Bei einer Operation waren es 7,0% im Vergleich zu 0,1% in der Kontrollgruppe ohne Komplementärmedizin, bei der Chemotherapie waren es 34,1% vs. 3,2%, bei der Strahlentherapie 53% vs. 2,3% und bei der Hormontherapie 33,7% vs. 2,8%. „Folge dieser Therapieverweigerung war eine signifikant schlechtere Fünf-Jahres-Überlebensrate“, so Fischbach. Mit Komplementärmedizin überlebten 82,2%, ohne Komplementärmedizin 86,6% der Patienten fünf Jahre. Die Multivarianzanalyse ergab, dass die schlechtere Prognose einzig und allein durch die Ablehnung etablierter onkologischer Therapiemaßnahmen bedingt war [1].

Angesichts der gerade bei onkologischen Patienten weit verbreiteten Sympathie für die Komplementärmedizin sei es deshalb nicht sinnvoll, diese von vornherein konsequent abzulehnen, meinte Fischbach. Vielmehr könne es sich sogar als vorteilhaft erweisen, eine solche aktiv anzubieten, um damit auch die Adhärenz gegenüber den onkologischen Therapien mit nachgewiesener Wirksamkeit erhöhen zu können.