_ Ob eine Varikose in eine chronisch venöse Insuffizienz (CVI) mündet, hängt zunächst davon ab, welche Venen erkrankt sind. „Seitenastvarikosen oder Vulvavarizen, die bei der Geburt entstehen, haben selten globale Auswirkungen“, sagte Dr. Florian Präve aus Frankfurt am Main. Bei der Stammvarikose der Vena saphena magna und/oder parva gibt es dem Experten zufolge vor allem zwei Trigger für eine CVI: Je weiter von der Körpermitte entfernt der distale Insuffizienzpunkt liegt, d. h., je länger die erweiterte Venenstrecke ist, und je größer das Volumen ist, das von der Krampfader rezirkuliert wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das tiefe Venensystem dekompensiert. Die Diagnose einer CVI wird dopplersonografisch gestellt. Sie beruht laut Präve auf dem Nachweis eines Refluxes zusammen mit einem klinisch apparent erweiterten Gefäß, wie einer tastbaren Stammvene und einer sichtbaren Varikose.

Stufentherapie bei Stammvarikose

Die konservative Therapie der CVI besteht laut Präve aus drei Elementen, die alle darauf abzielen, die venöse Hypertonie zu reduzieren:

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    Bewegung/Sport

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    Gewichtsreduktion bei Adipositas

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    Physikalische Therapie bei orthopädischen/neurologischen Erkrankungen.

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© JOHN BAVOSI / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Bei Patienten mit asymptomatischer Stammvarikose reicht es, wenn sie diese konservativen Maßnahmen befolgen und regelmäßig zu Verlaufskontrollen kommen. Falls die Varikose den Patienten optisch stört, kann man laut Präve auch minimalinvasiv mit einer Sklerosierungstherapie behandeln. Wenn sich allerdings bereits eine Schwellung zeigt, also eine CVI im Widmer-Stadium 1 (s. Tab. 1), empfiehlt Präve in der Regel die Operation oder eine endovaskuläre Therapie. Alternativ rät er zum Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS, Klasse I oder II). Ab dem Widmer-Stadium 2 muss intensiver behandelt werden: „Sobald Hautveränderungen da sind, müssen wir die Patienten von einer Sanierung überzeugen“.

Tab. 1 Einteilung der CVI nach Widmer

Eine Bestrumpfung (MKS Klasse II oder III) ist dann zusätzlich erforderlich. Hat sich sogar schon ein Ulkus entwickelt, „kommen Sie um die operative Sanierung der Vene nicht herum, sonst heilen die Geschwüre nie mehr ab“, betonte Präve.

Bei den Kompressionsstrümpfen reiche es in der Regel, Kniestrümpfe zu verordnen, so Präve. „Das Ziel liegt ja meistens unterhalb des Knies.“ Kontraindiziert sind Kompressionsstrümpfe u. a. bei fortgeschrittener PAVK mit einem ABI < 0,5. Für Patienten mit einem ABI > 0,5 werden Kompressionsstrümpfe mit niedrigem Ruhedruck und speziellem Fußteil angeboten.

10–20% der Patienten brauchen Reintervention

Bei der invasiven Therapie besteht die Wahl zwischen der gefäßchirurgischen Resektion und der endovaskulären Therapie, meistens mit Radiowellen oder Laser. Ein wichtiger Unterschied: „Bei der Operation wird die Einmündung komplett entfernt, bei der endovaskulären Therapie werden nur die Venen entfernt, die Crosse wird belassen“, so Präve. Bezüglich der Linderung der Beschwerden haben die beiden Verfahren in randomisierten kontrollierten Studien vergleichbar gut abgeschnitten. Umstritten ist, welches Verfahren langfristig bessere Ergebnisse bringt. Laut Präve benötigen von den Patienten mit invasiver Therapie 10–20% innerhalb der nächsten Jahre eine Reintervention. „In einer Übersichtsarbeit hat sich ein Trend zu einer höheren Reinterventionsrate nach endovaskulärer Laser- oder Radiowellenbehandlung abgezeichnet.“