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Kugelige, palpatorisch derbe Vorwölbungen an der Facies anterior der Maxilla.

© P. R. Issing

_ Ein 65-jähriger Patient stellte sich wegen seit längerer Zeit beobachteter Veränderungen an seinem Oberkiefer vor. Sie seien langsam entstanden und größer geworden. Schmerzen bestünden keine. Die Anamnese für Noxen wie Nikotin und Alkohol war leer.

Bei der HNO-ärztlichen Untersuchung, die ansonsten unauffällig war, ließen sich an der vestibulären Seite kranial der Zähne 12, 13, 21 und 23 sehr harte, rundliche Auftreibungen erkennen. Die darüber liegende Schleimhaut war unauffällig. Die betroffenen Zähne waren vital, und laut zahnärztlicher Einschätzung bestand kein Behandlungsbedarf. Von einer histologischen Abklärung dieser offensichtlich knöchernen Veränderungen wurde bei dem an sich beschwerdefreien Patienten abgesehen.

Knochenneubildungen am Schädel sind häufig zu beobachten. Betroffen ist z. B. der äußere Gehörgang, insbesondere bei Schwimmern. Die Exostosen haben meist keinen Krankheitswert. Im Mund findet sich bisweilen entlang der Mittellinie des harten Gaumens ein knöcherner Wulst, der als Torus palatinus bezeichnet wird. Auch dieser muss nur bei Irritationen therapeutisch angegangen werden.

Die bei unserem Patienten beobachteten Veränderungen dürfen nicht mit einer Gingivahyperplasie verwechselt werden. Eine solche kann als Nebenwirkung einer medikamentösen Behandlung z. B. mit Cyclosporin A auftreten, seltener auch unter Phenytoin, Valproinsäure oder Kalziumantagonisten. Auch bei Systemerkrankungen wie Leukämie, Sarkoidose oder einer Granulomatose mit Polyangiitis (Morbus Wegener) kann es zu Zahnfleischwucherungen kommen.