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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Zwei junge Erwachsene schliefen in einem Zelt, als in der Nähe ein Baum vom Blitz getroffen wurde. Sie berichteten von einer wenige Sekunden dauernden Paralyse und anschließenden Parästhesien über 1–2 Stunden. Das Bewusstsein hatten sie aber nicht verloren. Der telefonisch benachrichtigte Notarzt fand die beiden voll orientiert und mit regelrechten Vitalzeichen in ihrem Zelt.

EKG und Labor waren normal. Es zeigten sich aber an den linken Flanken, auf denen beide Patienten beim Blitzeinschlag gelegen hatten, Lichtenberg-Figuren. Dabei handelt es sich um erythematöse Hautveränderungen, die in ihrer Form am ehesten an Farnkraut erinnern (Abb. A, B).

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A, B: Lichtenberg-Figuren nach indirektem Blitzeinschlag.

© CMAJ. 2019:191;E260

Dieses Phänomen hat der deutsche Physiker Georg Christoph Lichtenberg 1777 bei seinen Experimenten als Resultat elektrischer Hochspannungsentladungen auf isolierenden Materialien entdeckt. Nicht nur das physikalische, auch das biologische Phänomen wurde nach ihm benannt.

Die beiden Patienten erlitten also einen indirekten Blitzschlag, der auch in vermeintlich sicherer Entfernung den Menschen erreichen kann. Er wird durch sogenannte Schrittströme, d. h. im Boden verlaufende Stromfäden verursacht. Der Einschlag verlangt als Ein- und Ausgang zwei Körper-Boden-Kontakte. Breitbeinig stehende oder liegende Personen sind also gefährdet.