_ Eine 73-jährige Patientin stellte sich mit einem progredienten, schmerzlosen Ikterus vor. Laborchemisch ergab sich ein deutliches Cholestase-Syndrom mit einem maximalen Bilirubinwert von 6,1 mg/dl (Normalbereich < 1,2 mg/dl). Die systemischen Entzündungsparameter waren nicht erhöht. Die Ultraschalluntersuchung des Abdomens ergab eine Cholezystolithiasis mit einem diffus dilatierten Gallenwegssystem. Valide Hinweise auf eine biliopankreatische Tumorerkrankung ergaben sich allerdings nicht.

Auf dieser Befundlage wurde primär die Indikation zur endoskopisch-retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) gestellt. Dabei war anfangs keine Gallensekretion sichtbar. Der Versuch einer biliären Kanülierung war erfolgreich. Dabei wurde mutmaßlich ein präpapilläres Konkrement mobilisiert, woraufhin es zu einem profusen Abgang schwärzlich verfärbter, an Altöl erinnernder Gallenflüssigkeit kam (Abb. 1, Abb. 2).

Abb. 1
figure 1

Ausgefranst imponierende Papilla Vateri (oberer Bildrand), Abgang von schwärzlich verfärbter Galle.

© (2) V. Zimmer

Abb. 2
figure 2

Intensiver Abstrom von an Altöl erinnernder Gallenflüssigkeit in das Duodenum.

© (2) V. Zimmer

Im Anschluss wurde eine Papillotomie mit nachfolgender Steinextration durchgeführt. Dadurch konnte eine Konkrementfreiheit des Gallengangs erzielt werden. Die Patientin wurde im weiteren Verlauf zur frühelektiven laparoskopischen Cholezystektomie vorgestellt.

Wenn die Galle statt der üblichen grünen oder gelblichen Farbe eine solche diffuse Schwarzfärbung aufweist („Black bile“), deutet das auf eine stärker konzentrierte Galle hin. hin. Grund ist eine längerfristige Obstruktion bei funktionsfähiger, kommunizierender Gallenblase. Viel seltener kommt das Gegenteil vor, das sogenannten „White bile“-Syndrom. Dabei nimmt die Galle aufgrund einer Bilirubin- und Gallensalz-Depletion einen farblosen Aspekt an. Dem liegt bei in der Regel maligner Obstruktion ein anatomischer oder funktioneller Gallenblasen-Verlust zugrunde.