_ Die prospektive Kohortenstudie GENESIS-PRAXY untersuchte die Assoziation von männlichen und weiblichen Charakteristika sowie die Rollenverteilung im Alltag auf die Prognose.

Zu Studienbeginn wiesen Männer mit akutem Koronarsyndrom eine starke Ausprägung maskuliner Charakteristika auf, während Frauen Charakteristika aus dem männlichen und weiblichen Spektrum zeigten — typisch für die veränderten Geschlechterrollen in der Gesellschaft, meinte Prof. Vera Regitz-Zagrosek, Berlin. Auch das soziale Geschlecht und die Rolle im Alltag (wer verdient das Geld, wer macht die Hausarbeit usw.) waren bedeutsam: Ein deutlich ausgeprägtes feminines soziales Geschlecht war mit mehr kardiovaskulären Risikofaktoren assoziiert, nicht aber das biologisch weibliche Geschlecht [1].

Im weiteren Studienverlauf fand sich kein Unterschied in der MACE-Rate nach dem biologischen Geschlecht [2]. Bei den unter 55-Jährigen spielte aber das soziale Geschlecht eine Rolle: Patienten mit ausgeprägt femininen Merkmalen hatten ein deutlich höheres Risiko für ein erneutes akutes Koronarsyndrom als solche mit eher maskulinen Merkmalen [3].

Das soziale Geschlecht war definiert durch

  1. 1

    den Hauptverdiener-Status

  2. 2

    eigenes Einkommen

  3. 3

    Stundenzahl pro Woche, die mit Hausarbeit verbracht wird

  4. 4

    Hauptverantwortung für die Hausarbeit

  5. 5

    Stressniveau zu Hause

  6. 6

    maskuline Charakteristika nach dem Bem Sex-Role Inventory (BSRI)

  7. 7

    Feminine Charakteristika nach dem BSRI.

Regitz Sagrosek prüft derzeit, inwieweit diese Faktoren auch in höheren Alter und bei anderen Erkrankungen Einfluss auf die Prognose haben.