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Am Katheter sollte nur der Fachmann manipulieren.

© Dr. P. Marazzi / Science Photo Library

_ Bei einem 79-jährigen Patienten, der seit einem Kletterunfall in der Jugend querschnittsgelähmt war und seit einigen Jahren mit einem suprapubischen Blasenkatheter versorgt war, wurde routinemäßig ein Katheterwechsel durchgeführt. Danach förderte dieser nur blutige Flüssigkeit, der Urin ging über die Harnröhre ab. Die Kontrolle beim Urologen mit Spülung und Sonografie ergab zunächst nichts Auffälliges. Einen Tag später stellte sich der Patient jedoch notfallmäßig wegen abdomineller Symptome vor. Der Bauch sei aufgetrieben und leicht schmerzhaft und der Hoden zunehmend geschwollen. Sonst beklagte er kein wesentliches Krankheitsgefühl, kein Fieber, keinen Schüttelfrost.

Rückfrage löst das Rätsel

Bei der klinischen Untersuchung war das Abdomen massiv gebläht, aber weich, die Darmgeräusche waren spärlich. Der Hoden war massiv geschwollen und prall elastisch, die Skrotalhaut gerötet. Sonografisch fand sich im gesamten Bauchraum und auch im Hoden viel freie Luft, die Blase war leer und somit nicht darstellbar. Im CT ergaben sich keine neuen Gesichtspunkte.

Nun wurde der Patient nochmals genau befragt. Seine Antwort: „Ich bin Ingenieur und da habe ich mir gedacht, ich puste das Ding einfach mal durch.“ Er hatte die Insufflationspumpe seines orthopädischen Sitzrings benutzt, um den Blasenkatheter wieder durchgängig zu machen. Da der Blasenkatheter in die Bauchhöhle disloziert war, gelangte die Luft in die freie Bauchhöhle, in den Hoden und sogar in das Mediastinum.

Die Diagnose im Entlassungsbrief lautete: Luftinsufflation in Bauchhöhle über dislozierten Blasenkatheter bei unorthodoxem Spülversuch mit Luftpumpe durch den Patienten.