figure 1

Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Eine 55-jährige Frau erhielt nach einem Verkehrsunfall wegen multibakterieller Wundinfektionen an beiden Beinen eine Antibiotikatherapie mit Meropenem i.v. und Minocyclin oral. Innerhalb einer Woche berichtete die Patientin über Übelkeit, unangenehmen Geschmack und eine Schwarzfärbung der Zunge (Abb. A). Es wurde eine „Schwarze Haarzunge“ als Folge der Minocyclintherapie vermutet.

figure 2

A: Markante Schwarzfärbung der Zunge. B: Zustand nach vier Wochen.

© N Engl J Med. 2018;379;e16

Dabei handelt es sich um eine Hypertrophie und Verlängerung sowie eine braun-schwarze Färbung der filiformen Papillen auf der Oberfläche der Zunge. Ursächlich ist ein Wechsel der Mundhöhlenflora, der wiederum durch schlechte Mundhygiene, Tabak und reizende Mundwässer hervorgerufen werden kann. Doch auch Antibiotika kommen als Auslöser infrage, vor allem solche aus der Gruppe der Tetrazykline wie Minocyclin. Die Veränderungen an der Zunge sind in der Regel reversibel, wenn die Ursache beseitigt und eine adäquate Mundhygiene eingeleitet wird. Im vorliegenden Fall wurde Minocyclin durch ein anderes Antibiotikum ersetzt, und nach vier Wochen war die Zunge wieder normal (Abb. B).

Minocyclin kann auch andere Färbungen bewirken. In MMW 10/2018 berichteten wir über einen Patienten, der nach 15-jähriger Einnahme eine persistierende blau-graue Verfärbung der Skleren und der Ohrmuscheln entwickelt hatte.