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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 71-jähriger Mann mit Typ-2-Diabetes, Hypertonie und Niereninsuffizienz mit Dauerdialyse kam mit Fieber und heftigen Schmerzen in der linken Hand in die Notaufnahme. Die Symptome hatten 12 Stunden nach dem Verzehr von rohem Fisch eingesetzt. Auf der Palmarseite der linken Hand sah man eine 3,5 × 4,5 cm große hämorrhagische Blase (Abb. A). Am Handrücken reichte eine erythematöse Schwellung mit konfluierenden prallen Blasen und Ekchymosen bis zum Vorderarm (Abb. B).

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A, B: Großflächige, teils hämorrhagische Blasen an Hand und Unterarm.

© N Engl J Med. 2018;379:375

Der Patient wurde chirurgisch versorgt. In den Blasen konnte das Bakterium Vibrio vulnificus nachgewiesen werden. Die Ärzte begannen daraufhin unverzüglich mit einer intravenösen Antibiotikatherapie mit Ceftazidim und Ciprofloxacin. Trotzdem kam es zu tiefen Nekrosen, sodass der Unterarm des Patienten drei Wochen später amputiert werden musste.

V. vulnificus ist eng verwandt mit dem Erreger der Cholera. Die Infektion erfolgt über Hautwunden oder den Verzehr von Meeresfrüchten und kann — besonders bei immungeschwächten Personen — zu Diarrhö, ausgedehnten, blasigen Hautentzündungen und Sepsis mit einer Mortalitätsrate von 7–25% führen. Bei niedrigen Temperaturen ist das Bakterium inaktiv und nicht nachweisbar, während es bei Wassertemperaturen über 20 °C aktiviert wird und dann auch bei sinkenden Temperaturen für mehrere Wochen infektiös bleibt.

In heißen Sommern muss man laut einer Warnung des Umweltbundesamts auch in marinen Gewässern Deutschlands, speziell in der Ostsee, mit V. vulnificus rechnen.