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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 31-jähriger Mann war über einen Zeitraum von zwei Jahren wegen periodischer Ohrenschmerzen mehrfach mit Antibiotika behandelt worden. Nun suchte er erneut den Arzt auf, da er seit sechs Monaten einen Gewichtsverlust, Müdigkeit und generelle Schmerzen sowie seit zwei Wochen eine Ohrschwellung zu beklagen hatte. Bei der Untersuchung war die Ohrmuschel mit Ausnahme des Ohrläppchens leicht schmerzhaft, gerötet und geschwollen (Abb. A). Außerdem bestand eine Sattelnase (Abb. B), die sich im letzten Jahr gebildet hatte. Die costochondralen Gelenke waren bei Palpation schmerzhaft, das linke Knie geschwollen und ebenfalls schmerzhaft. Die Blutsenkung lag bei 120 mm in der ersten Stunde (normal 0–15 mm).

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A: Gerötete und geschwollene Ohrmuschel. B: Sattelnase.

© N Engl J Med. 2018;378;1715

Allen betroffenen Körperstellen war gemeinsam, dass sie Knorpel enthielten und Entzündungszeichen aufwiesen. Es handelte sich um eine rezidivierende Polychondritis („Knorpelkrankheit“), eine systemische Autoimmunerkrankung, die sich vorwiegend an Ohren, Nase und Gelenken, im Larynx und in den Lungenwegen manifestiert und Deformitäten verursachen kann.

Unter Prednison 40 mg/d besserten sich Schmerzen und Schwellung nach zwei Wochen. Nach einem Monat wurde Methotrexat verordnet und das Kortison über einen Zeitraum von sechs Monaten reduziert und schließlich abgesetzt.