Neue molekulargenetische Marker ermöglichen über die Pathologie hinaus eine weitere Differenzierung von Lymphomen. Im letzten Jahr gab es aufgrund neuer Erkenntnisse ein Update der Lymphomklassifikation der WHO [1]. Kurz zusammengefasst: Es gibt jetzt noch mehr Lymphom-Typen und Subtypen. Insgesamt ist die Klassifikation genetischer geworden, sodass manche Diagnosen nur noch mit Hilfe von Gensonden zu stellen sind. Die Bedeutung der Morphologie hat demgegenüber abgenommen, wie Prof. Dr. Peter Möller, Ulm, ausführte.

Manche Diagnosen können auch nur im klinischen Kontext gestellt werden. Dies gilt z. B. für die neue Entität des „duodenalen follikulären Lymphoms“. Um diese Diagnose zu stellen, muss der Pathologe wissen, dass der Patient sonst keine Manifestation hat. Denn ein rein duodenales follikuläres Lymphom kann jahrelang persistieren und muss nicht behandelt werden. Anders ist dies, wenn das Duodenum nur einer von mehreren Manifestationsorten ist. Neu in der Klassifikation ist auch die „In situ follikuläre Neoplasie“. Darunter versteht man eine pathologische Expression von BCL2 in einem Keimzentrum, während andere noch unverändert sind.

Für das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom wird als neuer ungünstiger prognostischer Marker die Koexpression von MYC und BCL2 genannt. Und bei etwa 70% der Patienten mit Burkitt-Lymphom findet sich eine ID3-Mutation, die es erlaubt, das Burkitt-Lymphom von anderen MYC-positiven Lymphomen abzugrenzen. Da aber 30% der Burkitt-Patienten diesen Marker nicht aufweisen, gibt auch ID3 keine Sicherheit. Deshalb kommt man bei fast allen großzelligen Lymphomen in der Klassifikation nicht mehr ohne EBV-Test aus.

Insgesamt ist die Differenzierung eines DLBCL von einem Burkitt-Lymphom durch diese neuen Marker und durch Bildung neuer Subklassen schwieriger geworden. Die immunhistochemische Subklassifizierung von DLBCL in ABC, GCB und non-GC ist nach wie vor erforderlich. Sie scheint zwar prognostisch nicht relevant zu sein, besitzt aber tumorbiologische Bedeutung. „Trotz aller Fortschritte in der Molekulargenetik wird die histomorphologische Diagnose durch ein mikroskopisch geschultes Auge nicht verzichtbar werden“, schloss Möller.

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