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_ Die Zahl der mit dem Hepatitis-C-Virus infizierten Personen wird weltweit auf ca. 70 Millionen und in Deutschland auf ca. 250.000 geschätzt. Da die Infektion häufig ohne oder nur mit unspezifischen Symptomen verläuft, wissen viele Betroffene gar nichts davon. Der Hannoveraner Hepatologe Prof. Michael Manns, Vorstandvorsitzender der „Initiative pro Leber“, schätzt die Dunkelziffer auf ca. 40%.

Wissen in der Bevölkerung über Hepatitis C ist dürftig

Die Kenntnisse über die Infektionskrankheit in der Bevölkerung sind einer repräsentativen Umfrage zufolge verbesserungsfähig. Nur eine Minderheit weiß, dass es sich um eine oft lange Zeit asymptomatische, aber zu 50–85% chronisch verlaufende und langfristig potenziell tödliche Erkrankung handelt. Nur jedem Dritten ist bekannt, dass es keine Impfung gibt. Wenige wissen, dass die Krankheit seit Kurzem mit neuen Therapien in den meisten Fällen komplett geheilt werden kann.

Kernziel der jetzt angelaufenen „Initiative pro Leber“ der Deutschen Leberstiftung, der Deutschen Leberhilfe e.V. und der Firma Gilead Sciences ist es, dass sich möglich viele Menschen mit einem erhöhten Risiko testen lassen und sich fragen: „Bin ich Chris?“ „Nur wer weiß, dass er krank ist, kann behandelt werden. Wer behandelt wird, hat eine sehr hohe Chance auf Heilung. Ein einfacher Bluttest kann Klarheit schaffen“, sagt Prof. Manns. „Chris“ als global häufiger Name für Männer und Frauen soll symbolisieren, dass die Infektion jeden treffen kann. Risikogruppen und damit übliche Ansteckungswege nennt Tab. 1.

Tab. 1 Die Hepatitis C kann jeden treffen

Hepatitis C kann zu Zirrhose, hepatozellulärem Karzinom und einer Reihe von extrahepatischen Manifestationen führen, z. B. chronische Schmerzen, Fatigue, Neuropathie oder Diabetes. In Deutschland sterben mindestens 1.300 Menschen an den Folgen von Hepatitis C, berichtete Prof. Claus Niederau, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Klinikum in Oberhausen.

Derzeit noch 5.500 Neuinfektionen jährlich

Derzeit werden jährlich 25.000 Patienten in Deutschland behandelt, ca. 5.500 stecken sich pro Jahr neu an. Eine verstärkte Ansprache der Risikogruppen würde vielen Menschen die leidvolle Erkrankung ersparen und ist nach Modellanalysen auch für das Gesundheitssystem sinnvoll, so Niederau. Bis 2030 will man die Hepatitis eindämmen oder ganz eliminieren. Dazu ist es nötig, möglichst viele Patienten zu erkennen und zu therapieren. Gleichzeitig ist ein Präventionsprogramm notwendig, um die Zahl der Neuinfektionen zu senken.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist neben der öffentlichen Aufklärung die Mitarbeit der Hausärzte: Sie sind die erste Anlaufstelle, sie können Patienten mit erhöhtem HCV-Risiko beraten, den Antikörpertest in die Wege leiten und den Patienten bei positivem Ergebnis überweisen.