_ Die Frage nach der Sicherheit einer aggressiven Lipidsenkung hat mit der Einführung der ersten beiden PCSK9-Hemmer an Brisanz gewonnen. Die Therapie mit den monoklonalen Antikörpern zusätzlich zu einem Statin und ggf. Ezetimib senkt den Cholesterinspiegel nochmals um 45–65%. Cholesterin hat jedoch wichtige physiologische Funktionen, u. a. ist es Hauptbestandteil der Myelinschicht, die die Neuronen im Gehirn umgibt. Verminderte LDL-Cholesterin-Konzentrationen könnten theoretisch also Auswirkungen auf neurokognitive Vorgänge haben.

Tatsächlich hatte es Anfang des Jahres aus einer Metaanalyse einen schwachen Hinweis auf solche Nebenwirkungen gegeben [1]. Inzwischen gibt es aber weitere Untersuchungen, die den Verdacht weitgehend ausräumen. So wurde in einer Studie kein kausaler Zusammenhang mit der Entwicklung von Demenzerkrankungen oder Parkinson festgestellt, wenn niedrige Cholesterinspiegel durch bestimmte Genvarianten von PCSK9 oder HMGCRA bedingt waren [2].

Zwei Studien haben außerdem die neurokognitive Sicherheit der PCSK9-Hemmer ins Visier genommen. In der gemeinsamen Auswertung von Patienten aus randomisierten Studien mit Alirocumab fanden sich bei LDL-Cholesterin-Werten < 25 mg/dl (n = 839) bzw. < 15 mg/dl (n= 314) insgesamt nicht mehr Nebenwirkungen als bei Werten > 25 mg/dl [3]. Auch neurologische Ereignisse wie eine periphere Neuropathie oder neurokognitive Erkrankungen wie Amnesie, Verwirrtheit oder Demenz traten in den drei Gruppen gleich selten auf.

Für Evolocumab wurden mögliche Auswirkungen auf kognitive Fähigkeiten erstmals prospektiv untersucht. In der EBBINGHAUS-Studie schnitten Patienten unter einer Zusatztherapie mit dem PCSK9-Inhibitor bei Tests von Exekutivfunktion, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Reaktionszeit nicht schlechter ab als Patienten unter alleiniger Statintherapie [4].