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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Für eine Studie wurden 493 Patienten im Alter > 65 Jahren mit niedrigen Testosteronwerten und kognitiven Störungen in eine Testosteron-Gel- und eine Placebogruppe randomisiert. Die Testosterondosis wurde so eingestellt, dass die Plasmaspiegel den Normalwerten von 19- bis 40-jährigen Männern entsprachen, also 500–800 ng/dl. Nach 6–12 Monaten zeigten bei zahlreichen kognitiven Prüfungen keine Unterschiede zwischen den Gruppen [1].

In einer methodisch vergleichbaren randomisierten Studie wurden 170 Probanden jenseits des 65. Lebensjahrs mit niedrigen Testosteronausgangswerten per CT untersucht. Unter Testosterongabe zeigte sich innerhalb eines Jahres eine signifikant stärkere Zunahme nicht-kalzifizierter Koronarplaques [2].

Eine dritte Studie untersuchte über fünf Jahre die Korrelation zwischen der in den USA erlaubten TV-Werbung für Testosteron und den Verordnungen. Monatlich wurden im Mittel 13 Spots gesendet. Von 17 Millionen versicherten Zuschauern ließen 1.007.990 ihren Testosteronwert bestimmen. 283.317 erhielten eine Hormonverordnung, viele sogar ohne Laboruntersuchung. Diese Maßnahmen korrelierten signifikant mit der Zahl der Werbespots [3].

KOMMENTAR

Die Substitution von Testosteron bei altersbedingt niedrigen Spiegeln zeigt in Studien eindeutig keine positiven Wirkungen auf körperliche und geistige Funktionen — und ist möglicherweise sogar kreislaufschädlich. Die FDA hat schon 2015 betont, dass sie hier keine Indikation sieht. Die Substitution erfreut sich bei Männern trotzdem zunehmender Beliebtheit. Da wird dann die Abnahme der Sexualfunktion im Alter als Hypogonadismus etikettiert. Folgen des Alterns müssen korrigiert, die Leistungsfähigkeit und die Lebenserwartung verbessert werden. Die Werbung verspricht den Testosteron-Jungbrunnen, die Patienten hören auf die Werbung — und die Ärzte hören auf ihre Patienten.