Im Schnitt nimmt jeder über 60-Jährige drei rezeptpflichtige und drei apothekenpflichtige Medikamente ein. In der Gruppe der 75- bis 80-Jährigen sind es über acht. Die Folge sind Unverträglichkeiten, Complianceprobleme und Interaktionen. Wie lässt sich gegensteuern?
Avoid common mistakes on your manuscript.
? In der Praxis stehe ich immer wieder vor dem Problem, das ältere Patienten mit mehr Medikamenten versorgt sind, als mir lieb ist. Oft würde ich gerne „aussortieren“. Wie gehe ich da am besten vor?
! Multimedikation beschreibt nach dem ABDA-KBV-Modell die Einnahme von fünf oder mehr systemisch wirkenden Arzneimitteln. Die Ursachen für Polypharmazie sind vielfältig: Oft wird aus mehreren Fachdisziplinen verordnet oder der Patient besorgt sich Medikamente in der Apotheke, ohne dass der Hausarzt davon erfährt. Dies alles führt zu einer unübersichtlichen Medikation mit der Gefahr von Interaktionen und Nebenwirkungen. Hinzu kommt das Rezeptieren ungeeigneter Substanzen für geriatrische Patienten.
Meist wird mit zu hoher Dosis begonnen oder zu schnell auftitriert, das Therapiemonitoring ist nicht immer adäquat, was dann zu unerwünschten Arzneimittelereignissen (UAE) führen kann. Diese sind ein zentrales Problem in der Versorgung geriatrischer Patienten. Rund 29% der Notaufnahmepatienten über 65 Jahren haben als Grund eine UAE, und bei 40% dieser Fälle ist die Ursache ein Medikationsfehler.
Medikationsüberprüfung
Mithilfe der Medikamentenbewertung nach Fit fOR The Aged (FORTA) kann eine adäquate Medikation beim geriatrischen Patienten erreicht werden. Die Wirkstoffe sind in die Empfehlungsklassen A, B, C und D eingeteilt (Tab. 1).
Die START-STOPP-Liste hilft bei der Entscheidung, welche Medikamente abgesetzt und welche bei einer bestehenden Indikation angesetzt werden sollten. Ein Beispiel:
STOPP: Thiazide bei Gichtpatienten
START: Bisphosphonate bei Patienten unter Kortison-Dauertherapie.
Mit der MAI-Liste (Medication Appropriateness Index) kann die Medikation strukturiert überprüft werden (Tab. 2).
Zur Vermeidung inadäquater Medikamente dient auch die PRISCUS-Liste. Hier sind Medikamente aufgeführt, die ein hohes Risiko für UAW haben und für die sichere Alternativen existieren.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Heppner, H.J. Viel krank — viel Medizin?. MMW - Fortschritte der Medizin 159, 24 (2017). https://doi.org/10.1007/s15006-017-9516-6
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s15006-017-9516-6