figure 1

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Eine 68-jährige Frau kam mit Brustschmerzen und Belastungsdyspnoe in die Nothilfe. Man vermutete eine instabile Angina pectoris, zumal sie sich fünf Jahre zuvor einer Bypass-Operation unterzogen hatte. Beim Versuch einer Koronarangiografie über die A. radialis ergaben sich Schwierigkeiten, den Führungsdraht und den Katheter über die Ellenbeuge hinaus vorzuführen. Bei einer Angiografie der A. brachialis ergab sich das Bild einer Perlschnur (Abb.), vereinbar mit einer fibromuskulären Dysplasie der Arterie.

figure 2

Dysplasie der A. brachialis in der Angiografie.

© N Engl J Med. 2017;376:e2

Dabei handelt es sich um ein nicht entzündliches und nicht arteriosklerotisches Krankheitsbild. Die fibromuskuläre Dysplasie wird am häufigsten im Bereich der Karotiden und der Nierenarterien beobachtet, kann aber prinzipiell an jeder anderen Arterie auftreten. Viele Patienten haben keine Beschwerden, manche entwickeln aber eine Symptomatik im Sinne einer Durchblutungsstörung im Ausbreitungsgebiet. Je nach Ausbreitungsgebiet können Nierenversagen, Schlaganfall, Bauchschmerzen oder Claudicatio intermittens die Folge sein.

Interessanterweise waren bei dieser Patientin der Radialis-Puls rechts tastbar und sogar der Allen-Test normal. Die Koronarangiografie gelang schließlich über einen Femoralis-Zugang. In dieser Arterie fand sich keine fibromuskuläre Dysplasie, die koronaren Bypass-Gefäße waren offen. Die Brustschmerzen der Patientin bildeten sich zurück und wurden als nicht kardial interpretiert. Am nächsten Tag konnte sie beschwerdefrei entlassen werden