_ Das Deutsche Hepatitis-C-Register ist ein Projekt der Deutschen Leberstiftung und des Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen. Aktuell sind etwa 10000 Patienten im Register, sagte Dr. Dietrich Hüppe von der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis Herne.

Abbruchraten bei interferonfreien Regimes sehr niedrig

Beim Genotyp (GT) 1 werden in der Intention-to-treat-Analyse (ITT) mit interferonfreien Regimes virologische Ansprechraten über 12 Wochen (SVR12) zwischen 88% und 98% erreicht, so Hüppe. Mit maximal 3,3% sei die Abbruchrate extrem gering. Dies spreche für Sicherheit und Verträglichkeit der Therapien.

Beim Genotyp 2 sind die Ergebnisse, die sich bislang nur auf Patienten beziehen, bei denen die Therapie vor Mai 2015 begonnen wurde, nicht ganz so gut. Für die Standardkombination Sofosbuvir/Ribavirin liege die SVR12-Rate bei diesen Patienten nur bei rund 80%. Patienten mit Zirrhose liegen deutlich darunter. „Hier sind eindeutig die neuen Medikamente gefragt, um bessere Ergebnisse zu erzielen“, so Hüppe.

Beim Genotyp 3 zeigen die Daten bereits jetzt, dass die neuen Medikamentenkombinationen im Vorteil sind. Während Therapieschemata aus Sofosbuvir und Ribavirin mit SVR12-Raten von unter 90% einhergingen, sind es etwa bei Sofosbuvir/Daclatasvir deutlich über 90%. Beim Genotyp 4 wiederum erreichen die Ribavirin-haltigen Regimes durch die Bank hohe SVR12-Raten von deutlich über 90%.

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Hepatitis-C-Therapie wird zur Qual der Wahl

Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Wiesbaden, gab einen Überblick über die Leitlinienempfehlungen der DGVS, die seit Dezember 2016 als Vorabpublikation verfügbar sind [1]. Wichtige Botschaft: „Die Therapie mit Interferon ist Geschichte. Interferonfreie Regimes sollten eingesetzt werden.“ Dafür wird Evidenzklasse A mit Evidenzgrad 1a verliehen. Bei Ribavirin-Intoleranz oder voraussichtlich erheblichen Nebenwirkungen sollten ribavirinfreie Regimes eingesetzt werden (B, 2a).

In vielen Fällen hat der Arzt bei der Hepatitis C heute die Qual der Wahl, betonte Sarrazin, da für alle Genotypen zahlreiche Regimes zur Verfügung stehen. Die Therapie kann maßgeschneidert werden: Wird etwa beim Genotyp 1 eine 8- statt 12-wöchige Behandlung angestrebt, dann reduziert sich das Therapiespektrum laut Leitlinie auf Sofosbuvir/Ledipasvir und auf die 3D-Kombination Ombitasvir, Paritaprevir/r und Dasabuvir. Für eine Kombination aus Elbasvir und Grazoprevir sprechen bei der 12-wöchigen GT1-Therapie neben den hohen Ansprechraten das breite Einsatzspektrum auch bei Zirrhose, Niereninsuffizienz und vortherapierten Patienten sowie der relativ niedrige Preis.

Kein therapeutischer Nihilismus bei Niereninsuffizienz

HCV-Patienten haben ein um knapp ein Viertel erhöhtes Risiko einer Niereninsuffizienz, so Dr. Ansgar Rieke, Koblenz.

Während bei Patienten mit einer GFR ab 30 ml/min praktisch alle von der DGVS empfohlenen Kombinationen eingesetzt werden können, reduziert sich das Spektrum bei einer GFR unter 30 ml/min auf Ombitasvir/Paritaprevir/Dasabuvir und Elbasvir/Grazoprevir. In der bei HCV-Patienten mit Niereninsuffizienz durchgeführten C-SURFER-Studie mit Elbasvir/Grazoprevir betrug die SVR12-Rate in der modifizierten ITT-Analyse 99% [2]. „Die Therapie war sehr gut verträglich, es gab keine Abbrüche.“

Insgesamt gebe es demnach zumindest bei HCV-Patienten mit GT1 und GT4 keinen Anlass mehr für therapeutischen Nihilismus, so Rieke, auch dann nicht, wenn schon die Dialyse läuft. „Die HCV-Therapie kann sogar die Nierenfunktion verbessern und ist damit günstig im Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko und die Mortalität.“