figure 1

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 68-jähriger Mann stellte sich wegen einer einseitigen Ptosis am linken Auge ohne weitere Symptomatik vor. Bei der neurologischen Untersuchung zeigte sich, dass die Ptosis besonders ausgeprägt war, wenn der Mann eine Zeit lang nach oben geblickt hatte (Abb. A). Die Funktion der äußeren Augenmuskeln war normal. Unter der Verdachtsdiagnose einer Myasthenia gravis wurde ein Eistest durchgeführt. Dabei hielt der Mann zwei Minuten lang eine Kältepackung über das linke Auge (Abb. B), worauf sich die Ptosis deutlich zurückbildete (Abb. C). Bestätigt wurde die Diagnose durch den Nachweis von Acetylcholinrezeptor-Antikörpern und die elektrophysiologische Untersuchung, die eine abnehmende Antwort auf repetitive Nervenstimulationen zeigte.

figure 2

A: Ausgeprägte Ptosis. B: Kühlung mit einem Eispack. C: Deutliche Rückbildung des Symptoms.

© N Engl J Med. 2016;375:e39

Der Eistest zeigt sehr einfach, ob eine Ptosis oder eine Ophthalmoparese durch eine Myasthenia gravis bedingt ist. Man nimmt an, dass eine Temperaturerniedrigung im Muskel zu einer Hemmung der Acetylcholinesteraseaktivität führt. Der Patient wurde symptomatisch mit Pyridostigmin behandelt, worauf sich die Ptosis deutlich besserte.