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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Eine 36-jährige, bislang gesunde Frau litt seit zwei Tagen unter starken Schmerzen im Bereich von Thorax und Epigastrium, unter Übelkeit und Erbrechen. Das Abdomen war diffus druckschmerzhaft ohne Abwehrspannung oder Loslassschmerz. Sämtliche Laborbefunde inklusive der Herzmuskelenzyme waren normal. Auch in EKG und Röntgenthorax ergab sich kein pathologischer Befund. Die Patientin berichtete allerdings, zwei Stunden vor Einsetzen der Brustschmerzen rohen Lachs gegessen zu haben. Im Abdomen-CT zeigte sich eine diffuse Verdickung der Magenwand. Bei der anschließenden ÖGD erkannte man multiple Larven von Fadenwürmern, die sich in die Mukosa des gastroösophagealen Übergangs und praktisch aller Anteile des Magens gebohrt hatten (Abb.). Elf Larven wurden mit der Biopsiezange entfernt. Nach der ÖGD fühlte sich die Patientin bereits deutlich besser.

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Fadenwurmlarve im Magen.

© N Engl J Med. 2016;375:e11

Die Anisakiasis wird von Fadenwürmern verursacht, die meist als Larven beim Genuss von rohem Fisch aufgenommen werden. Mit der Verbreitung von Sushi treten auch in Deutschland vermehrt Fälle auf. 12–24 Stunden nach der Infektion kommt es zu heftigen Bauchschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Im Extremfall können auch ein Ileus oder eine Darmperforation auftreten. Die Erreger haben eine rund dreiwöchige Lebenszeit, sodass sich die Beschwerden in der Regel spontan zurückbilden. Der Erreger überlebt Temperaturen über 60 °C oder unter -20 °C nicht. Die Infektion lässt sich vermeiden, wenn der rohe Fisch schockgefroren oder in Salzlake eingelegt wird.