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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 64-jähriger Mann stellte sich wegen seit drei Tagen bestehender Flankenschmerzen links und einer Harnretention in der Nothilfe vor. Vor mehr als zehn Jahren hatte er sich wegen eines invasiven Blasenkarzinoms einer radikalen Zystektomie unterzogen und eine aus einem Darmsegment gebildete orthotop implantierte Neoblase bekommen. Bei der Untersuchung stellte man einen Klopfschmerz im Bereich der linken Flanke fest. Auf dem CT von Abdomen und Becken erkannte man einen kleinen obstruierenden Stein im Bereich des linken proximalen Ureters und einen riesigen Stein in der Neoblase (Abb. A).

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A: Riesiger Stein in der vor zehn Jahren implantierten Neoblase. B: Entfernter Stein von 12 cm Länge.

© N Engl J Med. 2017;377:977

Der Einsatz eines Darmsegments zur Wiederherstellung der ableitenden Harnwege kann zur Steinbildung führen, da es zu einem anhaltenden Bicarbonatverlust im Urin, einer Hyperoxalurie und einer langfristigen Kolonisierung von harnstoffspaltenden Bakterien im Harntrakt kommen kann. Weitere Risikofaktoren sind ein Harnverhalt aufgrund einer Entleerungsstörung, eine übermäßige Schleimproduktion und nicht absorbierbares Nahtmaterial, wie es bei der Bildung der Ersatzblase verwendet wird.

Der Stein im linken Ureter wurde über eine perkutane Nephrostomie mittels antegrader Ureteroskopie und Laserlithotripsie entfernt. Der große Stein mit einer Ausdehnung von 12 × 9,5 × 7,5 cm und einem Gewicht von 770 g konnte nur mittels einer Neozystolithotomie geborgen werden (Abb. B). Er bestand zu 20% aus Struvit und zu 80% aus Kalziumphosphat. Der Patient überstand den Eingriff komplikationslos.