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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

_ 244 COPD-Patienten im mittleren Alter von 71 Jahren mit einer FEV1 von im Schnitt 1,3 l wurden nach einem Klinikaufenthalt wegen einer akuten Exazerbation mit einem Salmeterol/Fluticason-Diskus-Inhaler ausgestattet. 59% wiesen Zeichen einer leichten bis moderaten kognitiven Beeinträchtigung auf. Allen wurde erneut die zweimal tägliche korrekte Anwendung des Geräts erklärt.

Der Inhaler war mit einer Vorrichtung zur akustischen Aufzeichnung der Inhalation ausgestattet, außerdem konnte er die Anwendungszeit und das Zeitintervall zwischen den Dosen erfassen. So konnten 26–30 Tage lang Anwendungsfehler ermittelt werden.

Nur 22,6% der Dosen wurden zum richtigen Zeitpunkt inhaliert. Nur 6% der Patienten erreichten eine Therapietreue > 80%. Es fanden sich grob gesagt drei Typen von Anwendern. Typ 1 (34% der Probanden) nutzte den Inhalter selten und hatte eine ungenügende Inhalationstechnik. Typ 2 (25%) verwendete zwar das Gerät häufig und zur richtigen Zeit, allerdings fand sich eine hohe Fehlerrate bei der Inhalation. Typ 3 (36%) machte im Prinzip alles richtig.

Schlechte Lungenfunktionsdaten und viele Komorbiditäten waren prädiktiv für eine ungenügende Technik. Höheres Alter und mehr kognitive Defizite führten zur geringeren, unpünktlichen Anwendung. Ein Viertel der Patienten war sozial isoliert, ein Drittel zeigte Hinweise auf Gebrechlichkeit.

KOMMENTAR

Dies ist die erste Adhärenzstudie, die ein Device mit elektronischer Aufzeichnung einsetzt. Diese elegante Überwachung liefert viel zuverlässigere Daten als jede Selbstauskunft. Die Ergebnisse sind — mal wieder — frustrierend. Erschwerend kommt hinzu, dass die Teilnehmer wussten, dass ihre Therapietreue überwacht wurde, was die Adhärenz erfahrungsgemäß eher steigert. Es könnte aber sein, dass die meist Älteren die Information gleich wieder vergaßen.

Inhalationstherapie ist kompliziert. Vielleicht verlangen wir von den sozial isolierten und kognitiv beeinträchtigten Patienten zu viel. Dennoch sollten Behandler den Stein des Sisyphos in Schulungen immer wieder hochrollen.