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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 42-jähriger Mann mit Hyperlipidämie und einer positiven Familienanamnese für eine koronare Herzkrankheit (KHK) litt seit vier Monaten unter intermittierend auftretenden, belastungsabhängigen Brustschmerzen. Die Myokard-Perfusionsszintigrafie unter Belastung zeigte eine mäßige Ischämie im Versorgungsgebiet des Ramus circumflexus (Abb. A). In der CT-Angiografie stellte sich ein großer arteriosklerotischer Plaque in dieser Koronararterie dar, der zu einer schweren Stenose geführt hatte (Abb. B). Unter der Diagnose einer chronischen stabilen Angina pectoris wurde der Mann hochdosiert mit Statinen, Ezetimib, einem Betablocker und Aspirin behandelt. Er erhielt eine Diätberatung und wurde aufgefordert, regelmäßig körperlich aktiv zu sein. Im Lauf der folgenden Wochen ging die Symptomatik allmählich zurück.

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A: Ischämie im Versorgungsbereich des Ramus circumflexus. B: Plaque im Ramus circumflexus. C, D: Zustand nach vier Monaten ohne Ischämie und mit reduzierter Stenose.

© N Engl J Med. 2017;376:1370

Vier Jahre später trat bei dem Mann ein untypischer Brustschmerz auf. Eine Wiederholung der Bildgebung ergab keinen Hinweis auf eine myokardiale Ischämie (Abb. C) sowie einen deutlichen Rückgang des Plaquematerials und der Stenose im Ramus circumflexus (Abb. D). Diese Befunde bestätigten, dass die Symptomatik nicht kardialer Natur war.

Dieser hochinteressante Casus beweist, dass unter konsequenter medikamentöser, diätetischer und Verhaltenstherapie eine Rückbildung der koronaren Atheromatose möglich ist. Der Fall ist auch insofern höchst ungewöhnlich, da der behandelnde Kardiologe offensichtlich den üblichen okulostenotischen Reflex unterdrücken konnte und dem Mann keinen Stent verpasste. Der Wissenschaft hat er damit einen Dienst erwiesen.