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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 57-jähriger Mann kam wegen einer seit 12 Stunden bestehenden Hämaturie in die Nothilfe. Kurz vorher hatte er ein intravenöses Pyelogramm bekommen. Wenige Stunden danach traten im Gesicht und an den Ohren flächenhaft konfluierende Bläschen und Pusteln auf (Abb. A, B). Ähnliche Veränderungen entstanden auch am Stamm, an Armen und Beinen. Im Blutbild fand sich eine leichte Eosinophilie von 8% bei normaler Gesamtleukozytenzahl. Die Histologie der Haut ergab eine pseudoepitheliomatöse Hyperplasie, eine epidermale Nekrose und diffuse leukozytäre Infiltrate der Dermis. Die mikrobiologischen Befunde waren negativ. Anhand der Vorgeschichte und des klinischen Bildes stellte man die Diagnose eines Jododerms. Dabei handelt es sich um eine Hypersensitivitätsreaktion gegen Jod, das im verabreichten Kontrastmittel reichlich vorhanden war.

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Flächenhaft konfluierende Bläschen und Pusteln im Gesicht (A) und an den Ohren (B).

© N Engl J Med. 2016;374:2477F

Die Pathogenese dieser Veränderung ist nicht ganz klar. Man nimmt eine verminderte Clearance für Jod und die Auslösung einer neutrophilen Degranulation an. Häufigste Ursache ist die Gabe von jodhaltigem Kontrastmittel, es gibt aber auch Berichte über die Auslösung durch oral zugeführtes oder topisch appliziertes Jod. Unter einer Therapie mit Thalidomid bildeten sich die Hautläsionen innerhalb von vier Wochen vollständig zurück. Die Ursache der nach wenigen Tagen spontan sistierten Hämaturie konnte nicht gefunden werden. Die Nierenfunktion des Patienten war nicht beeinträchtigt.