Wie wirksam ist „grüner“ Sonnenschutz?

Pflanzenextrakte mit polyphenolischen Verbindungen sind derzeit eine viel untersuchte Strategie zum Sonnenschutz. Durch Kombinationen mit „grünen“ Photoprotektoren erhofft man sich mehr Wirksamkeit und Sicherheit bei den Produkten.

Prof. Dr. med. Martina Kerscher Abt. Biochemie und Molekularbiologie Fachrichtung Kosmetikwissenschaft Universität Hamburg

MMW: Gegenüber synthetischen Filtern verspricht man sich von pflanzlichen Wirkstoffen zum Sonnenschutz vor allem einen Vorteil in Sachen Allergie. Ist das berechtigt?

Kerscher: Diese Frage kann man nicht so allgemein beantworten. Wir sehen sowohl auf sekundäre Pflanzenstoffe wie auch auf manche synthetische UV-Filter allergische Reaktionen.

Sonnenbrand-Gefahr gebannt?

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MMW: Bei welchen pflanzlichen Sonnenschutzmitteln ist das Allergierisiko besonders groß?

Kerscher: Ein Sonnenschutzmittel besteht ja nicht nur aus den UV-absorbierenden Substanzen, also den Lichtschutzfiltern, sondern auch anderen Inhaltsstoffen, etwa Konservierungsstoffe, Duftstoffe, Cremegrundlagen, um nur einige zu nennen. Eine Allergie vom Typ IV kann auf jeden einzelnen Inhaltsstoff, außer auf Wasser oder Alkohol, entstehen. Zudem ist der Begriff pflanzliches Sonnenschutzmittel per se eher irreführend. Bei den pflanzlichen UV-Filtern handelt es sich typischerweise nicht um UV-Filter im eigentlichen Sinne, sondern meistens um sekundäre Pflanzenstoffe, also beispielsweise Flavonoide oder Vitamine, die eine gewisse UV-Schutzwirkung über antioxidative Effekte bieten, meist allerdings nur im Bereich eines Lichtschutzfaktors 5–8. Möglich sind auch Photosensibilisierungen, also sonnenbrandähnliche Reaktionen durch Pflanzenöle.

MMW: Derzeit werden pflanzliche Wirkstoffe eher in Kombination mit synthetischen Filtern genutzt. Welche Vorteile haben solche Kombinationen?

Kerscher: Die Kombination ist sehr sinnvoll. Auf der einen Seite können synthetische UV-Filter oxidativen Stress nicht vollständig verhindern, auf der anderen Seite bieten Pflanzenstoffe alleine keinen ausreichend hohen UV-Schutz.

Interview: Dr. Christine Starostzik