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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein sechsjähriger Junge wurde in der Universitätsklinik von Catania wegen anhaltender Rötung und Juckreiz im Bereich der Augenlider (Abb. A) vorgestellt. Unter der Diagnose einer atopischen Dermatitis war er bereits zwei Wochen lang mit kortikoidhaltigen Salben und Antihistaminika erfolglos behandelt worden. Bei der Dermatoskopie erkannte man mehrere Filzläuse (Phthirus pubis) sowie ovaläre Nissen an den Wimpern (Abb. B). Unter der Diagnose einer Phthiriasis palpebrarum wurde der Junge mit 5%iger gelber Quecksilberoxidsalbe viermal am Tag über zwei Wochen hinweg behandelt, worunter sich die Symptomatik vollständig zurückbildete.

Die Wimpern sind bei Kindern ein übliches Habitat für die Filzlaus, nachdem sich in diesem Alter an anderen Körperstellen noch kein Terminalhaar findet. Die Läuse werden üblicherweise durch engen Kontakt mit befallenen Erwachsenen übertragen. Bedenkt man die Lokalisation bei Erwachsenen, so keimen heutzutage natürlich dunkle Gedanken über den Übertragungsmechanismus auf. Die Diagnose ist manchmal optisch nicht leicht zu stellen, da sich die Läuse tief in den Lidrand eingraben und man wegen der Rötung im Bereich der Augen zunächst an eine atopische Dermatitis oder eine allergische Konjunktivitis denkt.

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A: Beidseitige Rötung im Bereich der Augenlider, B: Filzläuse (Phthirus pubis) und ovaläre Nissen an den Wimpern.

© N Engl J Med. 2015;373:e35