Vor drei Jahren war die mechanische Thrombektomie bei Schlaganfall aufgrund von drei negativen Studien tot gesagt worden. Fünf neue Studien zeigen das Gegenteil.
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_ Eine Revolution nennt daher Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Essen, jetzt die mechanische Thromboektomie: Laut einer aktuellen Metaanalyse liegt die Number needed to treat so günstig wie bei kaum einer anderen Maßnahme [6]: Vier bis fünf Patienten müssen behandelt werden, damit einer profitiert.
Als Grund für die zunächst ungünstigen Studienausgänge nannte er zahlreiche methodische Mängel. Die neuen randomisierten Studien umfassten Patienten mit distalen Verschlüssen der Arteria carotis interna und der proximalen Arteria cerebri media, in denen eine systemische Thrombolyse im Zeitfenster von 4,5 Stunden mit einer systemischen Thrombolyse und zusätzlicher Thrombektomie mit einem Stent-Retriever untersucht wurde. „Im Gegensatz zu den Kardiologen hinterlassen wir keinen Müll“, meinte Diener: Der Stent wird nach dem Einfangen des Thrombus wieder entfernt.
Von fünf Studien wurden vier bereits vorzeitig beendet, weil schon bei Einschluss von einem Drittel der geplanten Patienten der primäre Endpunkt signifikant war: Wesentlich mehr Patienten erreichten einen Wert von 0 bis 1 auf der modifizierten Rankin-Skala, d. h. sie trugen keine oder kaum neurologische Ausfälle davon. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie auf zwei Beinen das Krankenhaus verlassen, ist um 2,6 erhöht“, schwärmt Diener: „Das haben wir beim Schlaganfall noch nie erreicht.“
In den fünf Studien wurden insgesamt 633 Patienten mit Thrombolyse und Thrombektomie behandelt, und mit 650 Patienten mit systemischer Thrombolyse allein verglichen. Neben der 2,42-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit, den Schlaganfall nur mit minimalen neurologischen Ausfällen zu überleben, zeigte sich auch ein Trend zu einer verringerten Mortalität. Dabei kam es nicht zu mehr intrakraniellen Blutungen. Im Gegensatz zur systemischen Thrombolyse, bei der die Rekanalisationsraten zwischen 40 und 50% liegen, wurden Raten von 70–90% erreicht.
„Jetzt brauchen wir mehr interventionelle Neuroradiologen“, fordert Diener, denn für ihn ist klar: An die Hirngefäße dürfen nur Neuroradiologen!
Literatur
Berkheimer OA et al. N Engl J Med 2015;372(1):11–20
Goyal M et al. N Engl J Med 2015;372(11):1019–30.
Cambell BC et al. N Engl J Med 2015;372(11):1009–18.
Saver JL et al. N Engl J Med 2015;372(24):2285–95
Jovin TG et al. N Engl J Med 2015;372(24):2296–306
Sardar P et al. Eur Heart J. 2015;36(35):2373–80
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Fachpressekonferenz, 88. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 23.–26.9.2015 in Düsseldorf
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Klein, F. Erst Flop, jetzt Top!. MMW - Fortschritte der Medizin 157, 12 (2015). https://doi.org/10.1007/s15006-015-3705-y
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