figure 1

Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ In einer retrospektiven Analyse wurden die Daten von 845 Patienten ausgewertet (mittleres Alter 55 Jahre), die zwischen 1999 und 2010 zur kardiologischen Untersuchung und evtl. Herztransplantation überwiesen worden waren, in der Regel also an einer schweren Herzinsuffizienz (78% NYHA III und IV) litten. 358 der Patienten waren Diabetiker und 487 Nicht-Diabetiker. Sie wurden umfangreich untersucht und in Quartilen der HbA1c eingeteilt. Als primärer Endpunkt wurden Tod und Notwendigkeit zur Herztransplantation nach zwei Jahren definiert.

Die retrospektive Auswertung ergab für Diabetiker: Je höher das HbA1c in den Quartilen, umso häufiger blieben die Patienten von Tod und Transplantation verschont (s. Tab.). Oder umgekehrt: je „besser“ die Stoffwechseleinstellung bzw. je niedriger das HbA1c, umso häufiger waren Tod oder Herztransplantation. Nach Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren errechnete sich für jeden absoluten Anstieg des HbA1c um 1% (also z. B. von 6 auf 7%) eine Abnahme für Tod und Herztransplantation um 15%. Bei den Nicht-Diabetikern ergab sich keine Korrelation zwischen dem genannten Endpunkt und dem HbA1c, bei naturgemäß niedrigeren Werten und einem engeren Bereich.

Tabelle Anteil (%) von herzinsuffizienten Diabetikern ohne Endpunkt innerhalb von zwei Jahren in Abhängigkeit von Quartilen des HbA 1c -Wertes

Kommentar

Einerseits gilt als gesichert, dass Diabetiker umso häufiger eine Herzinsuffizienz entwickeln, je höher das HbA 1c ist. Andererseits gibt es kontroverse Befunde zum Verlauf einer bereits bestehenden Herzinsuffizienz in Abhängigkeit von der Höhe des HbA 1c . Das Ergebnis der vorliegenden Studie kommt nicht überraschend. Mehrere Studien wie z.B. ACCORD haben gezeigt, dass durch strenge Blutzuckereinstellung bei Diabetikern makrovaskuläre Komplikationen und Mortalität nicht verhindert, möglicherweise sogar ungünstig beeinflusst werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt empfehlen die Leitlinien der Fachgesellschaften, die antidiabetische Therapie und die Zielwerte für Blutzucker und HbA 1c zu „individualisieren“, d.h. bei Diabetikern mit hohem kardiovaskulärem Risiko und — wie im vorliegenden Fall gezeigt — mit Herzinsuffizienz HbA 1c -Werte zwischen etwa 7 und 8% anzustreben.