Ein acht Wochen alter Säugling wurde in der dermatologischen Ambulanz wegen einer seit vier Wochen von den Eltern beobachteten Schwarzverfärbung der Zunge vorgestellt (Abb. 1).
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_ Die Anamnese des Kindes war unauffällig. Die Familienanamnese erbrachte keinen Anhalt für ein Peutz-Jeghers-Syndrom, eine Neurofibromatose von Recklinghausen oder einen Morbus Addison.
Zum Ausschluss einer Melanosis wurde eine Biopsie der Zunge vorgenommen. Drei Wochen später hatte sich die Schwarzverfärbung bei dem Kind ohne jede Therapie vollständig zurückgebildet (Abb. 2). In der Biopsie fanden sich eine gemischte Flora aus Bakterien und Pilzen, aber keine Melanozyten.
Die Lingua villosa nigra, ist eine schmerzlose, gutartige Zungenveränderung mit einer ungewöhnlichen, braunschwarzen Verfärbung der Zungenoberfläche. In der Regel tritt die Schwarzfärbung bei über 40-jährigen Personen mit schlechter Oralhygiene, starkem Nikotinabusus und Anwendung von Antibiotika auf. Bei Kindern gehört die schwarze Haarzunge dagegen zu den absoluten Raritäten.
Kommentar
Zur Behandlung der schwarzen Haarzunge werden reichliches Trinken und eine Anregung der Speichelsekretion empfohlen. Auch das Einstellen des Rauchens und das Bürsten der Zunge mit einer weichen Zahnbürste nach Applikation von 40% Urea, die topische Anwendung von Retinoiden oder Salizylsäure sollen die Rückbildung des Belags beschleunigen. Bei Kindern ist die schwarze Haarzunge meistens selbst limitiert und verschwindet innerhalb einiger Wochen. Es dürfte aber nicht leicht sein, die Eltern über diese Zeit hinweg ohne besondere Therapiemaßnahmen zu vertrösten.
Literatur
A. Körber und N. Voshege (Korres.: Dr. Andreas Körber, antikoerper@hotmail.com) Black hairy tongue in an infant. Canad. Med. Assoc. J. 184 (2012) 1, 68.
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Füeßl, H.S. Schwarze Haarzunge bei einem Säugling. MMW - Fortschritte der Medizin 154, 44 (2012). https://doi.org/10.1007/s15006-012-0300-3
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