Fragestellung: Ist die Kombination der intrakraniellen Druckmessung (ICP) und Monitoring des Hirnparenchym-Sauerstoffpartialdrucks (PbtO2) dem alleinigen ICP-Monitoring in der Behandlung von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma überlegen?

Hintergrund: Neben dem intrakraniellen Druck scheint die Hypoxie des Hirnparenchyms ein Prädiktor für ein schlechtes neurologisches Outcome zu sein. Einzelne Studien zum kombinierten ICP-/PbtO2-Monitoring bei schwerem Schädel-Hirn-Trauma zeigten Hinweise auf einen positiven Outcome-Effekt.

Patienten und Methodik: Die offene, randomisierte kontrollierte Überlegenheitsstudie erfolgte von Juni 2016 bis April 2021 an 25 tertiären Behandlungszentren in Frankreich. Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma (Alter 18-75 Jahre) wurden zur Behandlung mittels ICP-Monitorings allein oder kombiniertem ICP-/PbtO2-Monitoring randomisiert. Als Therapieziel wurden die konsequente Einhaltung eines ICP ≤ 20 mmHg sowie eines PbtO2 > 20mmHg (bei Patienten mit dualem Monitoring) festgelegt. Der primäre Studienendpunkt war der Anteil der Patienten mit einem Wert auf der Glasgow Outcome Scale-Extended (GOSE) von 1-4 (Tod oder sehr schwere Behinderung) nach sechs Monaten.

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 318 Patienten eingeschlossen. Die Analyse des primären Endpunktes erfolgte bei 144 Patienten mit alleinigem ICP-Monitoring und bei 147 Patienten mit kombiniertem ICP-/PbtO2-Monitoring. Das kombinierte ICP-/PbtO2-Monitoring bewirkte keine Abnahme des Anteils der Patienten, die verstarben oder mit sehr schwerer Behinderung überlebten (51 % vs. 52 %; Odds Ratio [OR] 1,0; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,6-1,7; p = 0,95). Katheterdysfunktionen traten bei zwei Patienten (1 %) mit alleinigem ICP-Monitoring und bei zwölf Patienten (8 %) mit kombiniertem ICP-/PbtO2-Monitoring auf (p = 0,011). In der Gruppe mit kombiniertem ICP-/PbtO2-Monitoring entwickelten sechs Patienten (4 %) eine katheterassoziierte intrazerebrale Blutung, bei Patienten mit alleinigem ICP-Monitoring keiner (p = 0,030). In der Subgruppe von Patienten mit ICP-Erhöhung bei Aufnahme konnte ein positiver Behandlungseffekt für das kombinierte ICP-/PbtO2-Monitoring gezeigt werden.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma führte ein kombiniertes ICP-/PbtO2-Monitoring nicht zu einer Abnahme des Anteils an Patienten mit schlechtem neurologischem Outcome nach sechs Monaten. Katheterdysfunktionen und intrazerebrale Blutungen waren häufiger bei Patienten mit kombiniertem ICP-/PbtO2-Monitoring.

Payen JF, Launey Y, Chabanne R et al. Intracranial pressure monitoring with and without brain tissue oxygen pressure monitoring for severe traumatic brain injury in France (OXY-TC): an open-label, randomized controlled superiority trial. Lancet Neurol. 2023; 22: 1005-14