Fragestellung: Verbessert der Einsatz einer mobilen Schlaganfallstation (mobile Stroke-Unit) in einer Großstadt wie Berlin die Prognose von Patienten mit akutem Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke (TIA)?

Hintergrund: Ein wichtiges Prinzip in der Therapie des akuten Schlaganfalls ist die möglichst frühe Rekanalisierung des verschlossenen Gefäßes, sei es durch eine systemische Thrombolyse oder eine mechanische Thrombektomie. Mobile Stroke-Units wurden mit der Möglichkeit eingerichtet, direkt vor Ort eine Computertomografie (CT) durchzuführen und damit zu entscheiden, ob eine systemische Thrombolyse auf dem Weg in das Krankenhaus möglich ist. In der hier referierten Studie sollte untersucht werden, wie sich die zusätzliche Entsendung einer mobilen Stroke-Unit auf die funktionellen Ergebnisse bei Schlaganfallpatienten auswirkt, unabhängig vom Subtyp des Schlaganfalls oder der möglichen Kontraindikationen für eine Reperfusionstherapie.

Patienten und Methodik: Die Autoren verwendeten Daten aus der nicht randomisierten Berliner B_PROUD-Studie, die zwischen Februar 2017 und Mai 2019 durchgeführt wurde [1]. In dieser Studie wurden die mobilen Stroke-Units ausschließlich nach Verfügbarkeit entsandt. Es erfolgte dann eine Verknüpfung mit dem Berliner Schlaganfallregister B-SPATIAL. Alle Patienten mit der Diagnose Schlaganfall oder TIA waren teilnahmeberechtigt. Die untersuchte Intervention war die zusätzliche Entsendung einer mobilen Stroke-Unit, eines mit Notärzten besetzten Rettungswagens, der für die prähospitale Bildgebung und Thrombolysebehandlung ausgerüstet ist, im Vergleich zu einem herkömmlichen Rettungswagen. Der primäre Endpunkt war der 3-Monats-Score auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS), und der ko-primäre Endpunkt war eine dreistufige Behinderungsskala.

Ergebnisse: Bei 1.125 Patienten (Durchschnittsalter 74 Jahre, 46,5 % weiblich) wurden mobile Stroke-units eingesetzt. Bei 1.141 Patienten (75 Jahre, 49,9 % weiblich) kam der herkömmliche Krankenwagen zum Einsatz. Der mediane Wert auf der NIHSS betrug 4. Insgesamt 16 % der Patienten hatten eine TIA. Bei Entsendung der mobilen Stroke-Unit (n = 489) erfolgte die Thrombolyse 20 Minuten früher als bei Entsendung des normalen Rettungswagens (n = 413). Die Entsendung einer mobilen Stroke-Unit war mit günstigeren 3-Monats-mRS-Scores verbunden (Odds Ratio [OR] 0,82; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,71-0,94. Es wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der dreistufigen Behinderungsskala (OR 0,86; 95 %-KI: 0,72-1,01). Die 7-Tage-Mortalität betrug in beiden Gruppen 3,9 %.

Schlussfolgerungen: In einer Population von Schlaganfall- und TIA-Patienten in Berlin verbesserte der Einsatz von mobilen Stroke-Units die funktionellen Ergebnisse nach drei Monaten. Diese Resultate sind für Entscheidungsträger im Gesundheitssystem relevant, da der Subtyp des Schlaganfalls und die Eignung für eine Behandlung zum Zeitpunkt der Anforderung des Rettungsdienstes nicht bekannt sind.

Rohmann JL, Piccininni M, Ebinger M et al. Effect of mobile stroke unit dispatch in all patients with acute stroke or TIA. Ann Neurol. 2023; 93: 50-63