Fragestellung: Die Studie untersuchte die Wirksamkeit der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) im Vergleich zur Einnahme von Escitalopram bei Patienten mit Angststörungen.

Hintergrund: Angststörungen gehen mit einem hohen Leidensdruck einher. Etablierte medikamentöse Optionen und psychotherapeutische Verfahren zur Behandlung von Angststörungen, sind zum Teil nicht in allen Regionen zeitnah verfügbar und führen nicht immer zu einem Therapieansprechen. In einigen Studien hat sich bereits der Einfluss verschiedener achtsamkeitsbasierter Verfahren auf Angstsymptome gezeigt. Es wurden bislang allerdings keine Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierten Interventionen im Vergleich zu medikamentösen First-line-Behandlungen von Angststörungen durchgeführt.

Patienten und Methodik: Die randomisierte Nichtunterlegenheitsstudie schloss 208 Patienten mit den Diagnosen einer generalisierten Angststörung, Sozialphobie, Panikstörung oder Agoraphobie ein. 102 Patienten erhielten täglich 10 mg Escitalopram, das bei guter Verträglichkeit nach einer Woche auf 20 mg erhöht wurde. 106 Patienten nahmen an einem standardisierten achtwöchigen MBSR-Gruppenprogramm teil, das aus einem wöchentlichen zweieinhalbstündigen MBSR-Präsenzkurs, einem eintägigen Retreat am Wochenende in der fünften oder sechsten Woche und 45-minütigen täglichen häuslichen Übungen bestand. Vermittelt wurden verschiedene Achtsamkeitsverfahren. Durch Fremdrating erfolgte die einfach verblindete Verlaufsbeurteilung mittels der Clinical Global Impression - Severity Scale (CGI-S) für Angststörungen zur Baseline, nach acht sowie nach zwölf und 24 Wochen.

Ergebnisse: Unter Escitalopram zeigte sich nach acht Wochen eine mittlere CGI-S-Reduktion von 4,51 bei Baseline um 1,35, bei MBSR von 4,44 um 1,43. Somit zeigte sich MBSR gegenüber Escitalopram in den Ergebnissen nicht unterlegen. Auch in der Sensitivitätsanalyse zeigte sich keine Unterlegenheit der MBSR im Vergleich zu Escitalopram. Die Rate unerwünschter Ereignisse war unter Escitalopram höher als unter MBSR (78,6 % vs. 15,4 %).

Schlussfolgerungen: Ein standardisiertes achtsamkeitsbasiertes Gruppenverfahren war bei Patienten mit Angststörungen der Behandlung mit Escitalopram nicht unterlegen, aber besser verträglich.

Hoge EA, Bui E, Mete M et al. Mindfulness-based stress reduction vs escitalopramn for the treatment of adults with anxiety disorders. A randomized clinical trial. JAMA Psychiatry. 2023; 80: 13-21