Fragestellung: Kann eine repetitive lokale Blockade des Nervus occipitalis major in der Prophylaxe der chronischen Migräne eingesetzt werden?

Hintergrund: Die lokale Blockade des N. occipitalis major mit Lokalanästhetika ist eine etablierte Methode zur Therapie von chronischem Clusterkopfschmerz und anderen trigemino-autonomen Kopfschmerzen [1]. Zur Vorbeugung der chronischen Migräne ist dieser Ansatz nicht gut untersucht. Daher war eine entsprechende Studie erforderlich.

Patienten und Methodik: In dieser doppelblinden, placebokontrollierten Parallelgruppenstudie wurden Patienten mit chronischer Migräne nach einer vierwöchigen Baseline-Phase nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1 : 1 randomisiert und erhielten alle vier Wochen eine bilaterale Blockade des N. occipitalis major mit Injektionen von 2 ml 2 % iger Lidocainlösung (40 mg; aktive Gruppe) oder 2 ml 0,9 %iger Kochsalzlösung (Placebogruppe) über einen Zeitraum von zwölf Wochen.

Der primäre und die wichtigsten sekundären Wirksamkeitsendpunkte waren die Veränderung der durchschnittlichen Zahl von Kopfschmerz- und Migränetagen im Vergleich zum Ausgangswert und das Erreichen einer 50 %igen Verringerung der Kopfschmerztage gegenüber dem Ausgangswert in den Wochen 9-12.

Die Sicherheitsbewertung umfasste die Dokumentation und Meldung schwerwiegender und anderer unerwünschter Ereignisse.

Ergebnisse: Jeweils 22 Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip der aktiven und der Placebogruppe zugeteilt. Die demografischen Ausgangsparameter und klinischen Merkmale waren in beiden Gruppen ähnlich. Die Teilnehmenden waren im Mittel 30 Jahre alt und 90 % waren Frauen. Die chronische Migräne bestand im Mittel seit 14 Monaten. Die durchschnittlichen Kopfschmerz- und Migränetage bei Studienbeginn betrugen 23,4 und 15,6 Tage in der aktiven Gruppe und 22,6 und 14,6 Tage in der Placebogruppe.

Die aktive Gruppe wies im Vergleich zur Placebogruppe eine signifikant größere mittlere Reduktion der Zahl der Kopfschmerz- und Migränetage auf. Die Reduktion der Kopfschmerz- und Migränetage war um 4,2 Tage (95 %-Konfidenzintervall [KI] 7,5-0,8; p = 0,018) und 4,7 Tage (95 %-KI 7,7-1,7; p = 0,003) höher in der aktiven als in der Placebogruppe. 40,9 % der Patientinnen und Patienten in der aktiven Gruppe erreichten eine 50 %ige Reduzierung der Kopfschmerztage im Vergleich zu 9,1 % der Placebogruppe (p = 0,024).

Auch die sekundären und die patientenorientierten Endpunkte wie die Scores im Headache Impact Test-6 (HIT-6) und Migraine Disability Assessment (MIDAS) sowie die Lebensqualitätsskalen waren nach aktiver Therapie besser als nach Placebo. Insgesamt wurden 64 leichte und vorübergehende unerwünschte Ereignisse von 16 Patienten in der aktiven Gruppe und 15 in der Placebogruppe gemeldet. Es wurden keine Todesfälle oder schwerwiegende unerwünschte Ereignisse beobachtet.

Schlussfolgerungen: Eine Blockade des N. occipitalis major mit 2 %igem Lidocain alle vier Wochen über zwölf Wochen reduzierte die durchschnittlichen Zahl der Kopfschmerz- und Migränetage bei chronischer Migräne stärker als Placebo.

Chowdhury D, Bansal L, Duggal A et al. TOP-PRO study: A randomized double-blind controlled trial of topiramate versus propranolol for prevention of chronic migraine. Cephalalgia. 2022; 42: 396-408