Fragestellung: Bietet die Behandlung mit Tenecteplase im Vergleich zu Alteplase Vorteile bei der Behandlung von Patienten mit akutem ischämischem Insult in einer mobilen Stroke-Unit?

Hintergrund: Mobile Schlaganfalleinheiten (MSU), die mit einem CT-Scanner ausgestattet sind, verkürzen die Zeit bis zur Thrombolyse und verbessern die Ergebnisse für Patienten mit akutem ischämischen Insult [1]. In einer Metaanalyse führte der Einsatz einer MSU, verglichen mit dem üblichen Transport ins Krankenhaus, zu einer etwa 65 % höheren Wahrscheinlichkeit eines ausgezeichneten funktionellen Outcomes und einer 30-minütigen Verkürzung der Zeit bis zum Beginn der Thrombolyse [1]. Tenecteplase hat eine längere Halbwertszeit als Alteplase und wird als Bolus gegeben. Eine Reihe von Studien zeigte eine vergleichbare Wirksamkeit zu Alteplase [2, 3, 4]. Daher sollte die Hypothese getestet werden, dass die Verabreichung von Tenecteplase in einer MSU im Vergleich zu Alteplase zu einer besseren Reperfusion zum Zeitpunkt der Aufnahme ins Krankenhaus führt.

Patienten und Methodik: Die TASTE-A-Studie war eine randomisierte, offene Phase-II-Studie in der MSU in Melbourne und fünf Tertiärkliniken. Patienten mit ischämischem Schlaganfall, die für eine Thrombolyse in Frage kamen, wurden in der MSU nach dem Zufallsprinzip entweder innerhalb von 4,5 Stunden nach Auftreten der Symptome mit der Standardtherapie mit Alteplase (0-9 mg/kg, intravenös verabreicht mit 10 % als Bolus über 1 min und 90 % als Infusion über 1 Stunde), oder mit Tenecteplase (0,25 mg/kg, verabreicht als intravenöser Bolus über 10 Sekunden) behandelt, bevor sie zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus transportiert wurden. Der primäre Endpunkt war das Volumen der Perfusionsläsion bei Ankunft im Krankenhaus, das mittels CT-Perfusionsbildgebung ermittelt wurde. Sekundäre Endpunkte waren ein modifizierter Rankin-Score (mRS) von 5 oder 6 nach 90 Tagen, eine symptomatische intrazerebrale und jedwede Blutung innerhalb von 36 Stunden und Tod nach 90 Tagen.

Ergebnisse: Zwischen Juni 2019 und November 2021 wurden 104 Patienten rekrutiert und nach dem Zufallsprinzip entweder einer Behandlung mit Tenecteplase (n = 55) oder Alteplase (n = 49) zugeteilt. Das mediane Alter der Patienten betrug 73 Jahre, der mediane NIHSS lag zu Studienbeginn bei 8. Bei Ankunft im Krankenhaus war das Perfusionsläsionsvolumen unter Tenecteplase mit einem Median von 12 ml signifikant kleiner als unter Alteplase mit 35 ml.

Das bereinigte Inzidenzratenverhältnis betrug 0,55 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,37-0,81; p = 0,0030). Nach 90 Tagen wurde bei acht Patienten (15 %), die Tenecteplase erhielten, und zehn Patienten (20 %), die Alteplase erhielten, ein mRS von 5 oder 6 festgestellt. Die Odds Ratio (OR) betrug 0,70 (95 %-KI 0,23-2,16; p = 0,54). Fünf Patienten (9 %), die Tenecteplase erhielten, und fünf Patienten (10 %), die Alteplase erhielten, starben innerhalb von 90 Tagen (OR 1,12; 95 %-KI 0,26-4,90; p = 0,88). Bei keiner der beiden Behandlungen wurden symptomatische intrazerebrale Blutungen innerhalb von 36 Stunden beobachtet. Bis zum Tag 90 wurden 13 schwerwiegende unerwünschte Ereignisse festgestellt: fünf (5 %) bei Patienten, die mit Tenecteplase behandelt wurden, und acht (8 %) bei Patienten, die mit Alteplase behandelt wurden.

Schlussfolgerungen: Die Behandlung mit Tenecteplase in einer mobilen Stroke-Unit in Melbourne führte zu einer höheren Rate einer frühen Reperfusion im Vergleich zu Alteplase. Die klinischen Endpunkte waren nicht unterschiedlich und es wurden keine Sicherheitsbedenken festgestellt.

Bivard A, Zhao H, Churilov L et al. Comparison of tenecteplase with alteplase for the early treatment of ischaemic stroke in the Melbourne Mobile Stroke Unit (TASTE-A): a phase 2, randomised, open-label trial. Lancet Neurol 2022; 21: 520-7