Fragestellung: Ist bei Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls oder eines Myokardinfarkts erhöht?

Hintergrund: COVID-19 ist eine komplexe Erkrankung, die viele Organe betrifft. Eine Reihe von Studien identifizierte eine COVID-19-Erkrankung als einen wichtigen Risikofaktor für akute kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Komplikationen [1]. Ziel dieser Studie war es, das mit COVID-19 assoziierte Risiko eines akuten Myokardinfarkts und ischämischen Schlaganfalls im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung zu quantifizieren. Zu diesem Zweck wurden alle COVID-19-Fälle in Schweden analysiert.

Patienten und Methodik: Die Fallserie und gematchte Kohortenstudie wurde in Schweden durchgeführt. Die persönlichen Identifikationsnummern aller Patienten mit COVID-19 in Schweden wurden zwischen dem 1. Februar und dem 14. September 2020 identifiziert und mit den nationalen Registern für stationäre und ambulante Patienten, Krebserkrankungen und Todesursachen verknüpft. Die Kontrollen wurden nach Alter, Geschlecht und Wohnort in Schweden abgeglichen. Die Codes der Internationalen Klassifikation der Krankheiten für akuten Myokardinfarkt oder ischämischen Schlaganfall wurden in den Ursachen für die Krankenhauseinweisung aller Patienten mit COVID-19 und der entsprechenden Kontrollpersonen in der Kohortenstudie erfasst und ausgewertet. Dann wurde das Inzidenzratenverhältnis (IRR) für einen akuten Myokardinfarkt oder ischämischen Schlaganfall nach COVID-19 im Vergleich zu einem Kontrollzeitraum berechnet. Eine gematchte Kohorte diente zur Berechnung eines möglicherweise erhöhten Risikos für einen akuten Herzinfarkt oder einen ischämischen Schlaganfall nach COVID-19 im Vergleich zur Bevölkerung.

Ergebnisse: 86.742 Patienten mit COVID-19 und 348.481 Kontrollpersonen wurden in die Kohortenstudie aufgenommen. Das relative Risiko für einen akuten Myokardinfarkt betrug 2,89 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,51-5,55) für die erste Woche, 2,53 (95 %-KI 1,29-4,94) für die in der zweiten Woche und 1,60 (95 %-KI 0,84-3,04) in den Wochen 3 und 4 nach Beginn der COVID-19-Erkrankung. Die entsprechenden relativen Risiken für ischämische Schlaganfälle betrugen 2,97 (95 %-KI 1,71-5,15) in der ersten Woche, 2,80 (95 %-KI 1,60-4,88) in der zweiten Woche und 2,10 (95 %-KI 1,33-3,32) in den Wochen 3 und 4 nach COVID-19. In der gematchten Kohortenanalyse betrug die Odds Ratio (OR) für akuten Myokardinfarkt 3,41 (95 %-KI 1,58-7,36) und für einen Schlaganfall 3,63 (95 %-KI 1,69-7,80) in den ersten zwei Wochen nach COVID-19.

Schlussfolgerungen: Die Studie aus Schweden zeigt, dass COVID-19 ein Risikofaktor für akute Myokardinfarkte und ischämische Schlaganfälle ist. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer Impfung gegen COVID-19.

Katsoularis I, Fonseca-Rodriguez O, Farrington P et al. Risk of acute myocardial in-farction and ischaemic stroke following COVID-19 in Sweden: a self-controlled case series and matched cohort study. Lancet 2021; 398: 599-607