Fragestellung: Ist Atogepant, ein Antagonist am Rezeptor des Calcitonin Gene-Related Peptides (CGRP), in der Prophylaxe der Migräne wirksam?

Hintergrund: Es gibt mehrere Ansätze einer Migränetherapie über den CGRP-Rezeptor oder CGRP. Die monoklonalen Antikörper gegen CGRP wurden zur Migräneprophylaxe entwickelt. Direkte CGRP-Rezeptorantagonisten (Rimegepant, Ubrogepant) wurden bisher für die Therapie akuter Migräneattacken untersucht. Atogepant ist ein oraler, niedermolekularer CGRP-Rezeptorantagonist, der für die Migräneprophylaxe entwickelt wurde.

Patienten und Methodik: In einer doppelblinden Phase-III-Studie wurden Erwachsene mit 4-14 Migränetagen pro Monat eingeschlossen. Nach Randomisierung im Verhältnis 1:1:1:1 erhielten sie entweder täglich Atogepant (10 mg, 30 mg oder 60 mg) oder Placebo über zwölf Wochen. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der durchschnittlichen Anzahl von Migränetagen pro Monat über zwölf Wochen. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Kopfschmerztage pro Monat, eine Reduktion der Migränetage pro Monat im 3-Monats-Durchschnitt um mindestens 50 % gegenüber dem Ausgangswert (50 %-Responderrate), die Lebensqualität und die Ergebnisse des AIM-D-Tests (Activity Impairment in Migraine-Diary).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 873 Patienten randomisiert. Die durchschnittliche Anzahl der Migränetage zu Beginn der Studie schwankte in den vier Gruppen zwischen 7,5 und 7,9 pro Monat. Die Patienten waren im Mittel 41,6 Jahre alt, 89 % waren Frauen.

Die Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert über zwölf Wochen waren -3,7 Tage mit 10 mg Atogepant, -3,9 Tage mit 30 mg Atogepant, -4,2 Tage mit 60 mg Atogepant und -2,5 Tage mit Placebo (p < 0,001 für alle Vergleiche vs. Placebo). Die Ergebnisse für die sekundären Endpunkte sprachen für Atogepant gegenüber Placebo. Die 50 %-Responderrate über drei Monate betrug 55,6 % für 10 mg, 58,7 % für 30 mg und 60,8 % für 60 mg Atogepant und 29 % für Placebo.

Für den AIM-D-Test und die AIM-D-Scores für körperliche Beeinträchtigungen ergab sich kein Vorteil für die 10-mg-Dosis. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Verstopfung (6,9 - 7,7 % bei allen Atogepantdosen) und Übelkeit (4,4 - 6,1 %). Als schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten in der 10-mg-Atogepantgruppe jeweils ein Fall von Asthma und Optikusneuritis auf.

Schlussfolgerungen: Einmal täglich oral eingenommenes Atogepant war bei episodischer Migräne für die Reduktion der Anzahl der Migränetage und der Kopfschmerztage über einen Zeitraum von zwölf Wochen wirksamer als Placebo. Längere und größere Studien sind erforderlich, um die Wirkung und Sicherheit von Atogepant bei der Migräneprävention zu ermitteln.

Ailani J, Lipton RB, Goadsby PJ et al. Atogepant for the preventive treatment of migraine. N Engl J Med 2021; 385: 695-706